(ots) - Im diesjährigen "Monitoring-Bericht über den
Stand der Vorbereitungen Kroatiens auf die EU-Mitgliedschaft" erhält
Kroatien von der Europäischen Kommission schlechte Noten in Sachen
Umweltperformance: Die Qualität der Umweltverträglichkeitsprüfungen
(UVP) entspräche nicht dem EU-Standard. Insbesondere wird die
Abwicklung jener Verfahren kritisiert, die für die Genehmigung und
Umsetzung von umstrittenen Ausbauvorhaben an Kroatiens Naturflüssen
ausschlaggebend sind. Die international tätige Naturschutzstiftung
EuroNatur, der WWF und kroatische Naturschutzorganisationen sehen in
dem Bericht, der dieser Tage an das Europäische Parlament und den Rat
übermittelt wurde, ihre Kritik an sieben Flussregulierungsprojekten
an Donau, Drau, Mur, Save, Neretva und Ombla bestätigt.
Internationale und kroatische Naturschutz- und Umweltverbände,
darunter EuroNatur, hatten wiederholt davor gewarnt, dass in Kroatien
mehr als 500 Kilometer frei fließende Flussstrecken kanalisiert und
dadurch ökologisch entwertet werden sollen. Sie hatten auch auf die
katastrophalen Entscheidungsprozesse hingewiesen. Dabei kritisierten
die NGOs, dass nicht ausreichend geprüft werde, welche Auswirkungen
die harte Regulierung der natürlichen Flussläufe auf die europaweit
einzigartige Natur und Artenvielfalt haben.
Fünf von sieben Flussregulierungsprojekten wurden in den letzten
Jahren dennoch vom kroatischen Umweltministerium durchgewunken.
Dahinter stand der Druck der kroatischen Baulobby und
Wasserwirtschaft. Zwei Verfahren laufen noch. Nun stellte die
Europäische Kommission fest, dass die durchgeführten UVPs generell
von "mangelhafter Qualität" waren und "deutlich verbessert werden
müssen". "Diese Natur zerstörerischen Projekte hätten niemals
genehmigt werden dürfen", sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer
von EuroNatur. "Wir sind zuversichtlich, dass sich Kroatiens
Umweltminister Mihael Zmajlovic nun zum Anwalt der einzigartigen
Flüsse seiner Heimat macht. Auf der Zielgeraden zum EU-Beitritt hat
er die große Chance und Verpflichtung zu beweisen, dass Kroatien auch
im Hinblick auf den Umweltschutz europäische Standards erfüllt. Die
Kroatischen Flüsse und ihre Auen gehören zu den besonderen
Naturschätzen am Grünen Band Europa und sind Juwelen des europäischen
Naturerbes. Wir erwarten vom Umweltminister, dass er die
naturzerstörerischen Flussprojekte umgehend stoppt!", so Schwaderer.
Besonders brisant ist die noch ausstehende Entscheidung über die
Regulierung einer 53 Kilometer langen Donaustrecke im Bereich des
weltbekannten Naturparks Kopacki Rit. Dieses Feuchtgebiet im Bereich
der Drau-Mündung in die Donau ist Teil der Kernzone des erst im Juli
2012 von der UNESCO anerkannten Biosphärenparks "Mur-Drau-Donau" in
Kroatien und Ungarn. Auch Österreich, Serbien und Slowenien planen,
ihre Anteile in den Park an diesem "Amazonas Europas" einzubringen,
der sich dann über fünf Länder erstrecken wird.
Kroatiens einzigartige Flüsse mit ihren ausgedehnten Auen sind
Naturgebiete mit einer außergewöhnlich hohen Dichte an anderswo
längst selten gewordenen Arten. Sie beherbergen etwa den Seeadler,
den Schwarzstorch, die Zwergseeschwalbe und den fast ausgestorbenen
Glattdick (Donaustör). Darüber hinaus bieten sie den Menschen
wertvolle Ökosystemdienstleistungen wie Hochwasserschutz,
Trinkwasserbereitstellung und Klimaschutz.
Hintergrundinformationen:
Der Bericht der EU-Kommission zum Herunterladen:
http://ots.de/RQ786
Mehr über die Arbeit von EuroNatur zum Schutz der einmaligen
Flusslandschaften von Drau, Mur, Save und Neretva:
www.euronatur.org/Projektgebiete
Pressekontakt:
EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell,
Tel.: 07732 - 92 72 10, Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail:
info(at)euronatur.org, Internet: www.euronatur.org, Ansprechpartner:
Gabriel Schwaderer, Pressekontakt: Katharina Grund