(ots) - Erneut kam es heute in Nordosttibet zur
Selbstverbrennung eines Tibeters. Schauplatz des Geschehens war zum
vierten Mal innerhalb einer Woche der Landkreis Sangchu (chin.:
Xiahe) in der Tibetisch Autonomen Präfektur Kanlho (chin.: Gannan),
die verwaltungsmäßig zur Provinz Gansu gehört. Wie Exilquellen mit
direkten Kontakten in die Region berichten, setzte sich der
24-jährige Nomade Lhamo Tseten am heutigen Nachmittag Ortszeit in der
Ortschaft Amchok selbst in Brand. Die Selbstanzündung soll vor dem
örtlichen Militärstützpunkt und der Ortschaftsverwaltung von Amchok
stattgefunden haben. Lhamo Tseten soll an Ort und Stelle gestorben
sein, so die Quellen weiter. Er hinterlässt eine Frau und eine
zweijährige Tochter. Lhamo Tsetens Selbstverbrennung fand statt,
obwohl die staatlichen Behörden ihr Aufgebot an Sicherheitskräften in
der Region nach den vorangegangenen Selbstanzündungen deutlich
verstärkt hätten. Mit der Selbstverbrennung von Lhamo Tseten steigt
deren Gesamtzahl seit Februar 2009 auf nunmehr 59. Es war die siebte
Selbstverbrennung im Oktober, sechs davon fanden in derselben
nordosttibetischen Präfektur Kanlho statt.
"Die erneute Selbstverbrennung in Nordosttibet stellt eine
dramatische Zuspitzung in der Region dar. Die chinesischen Behörden
müssen endlich auf die Tibeter zugehen, die Repressionen einstellen
und in einen echten Dialog mit dem Dalai Lama treten", forderte Kai
Müller, Geschäftsführer der International Campaign for Tibet
Deutschland (ICT).
Lhamo Tseten stammte aus dem Dorf Kad, etwa fünf Kilometer von
Amchok entfernt und in der Nähe der Baustelle eines neuen Flughafens,
den die Behörden derzeit in der Region errichten. Der Flughafen,
dessen Bau vor drei Jahren beschlossen wurde, ist wiederholt
Gegenstand von Auseinandersetzungen mit der lokalen Bevölkerung
gewesen, unter anderem wohl auch, weil er in der Nähe eines von
Tibetern als heilig angesehenen Bergs liegt. Aus Amchok stammende
Tibeter berichteten, dass es 2010 wegen der starken Proteste zu einem
Baustopp gekommen sei. Nach der Stationierung starker Verbände von
Militär und paramilitärischer Polizei sei der Bau im vergangenen Jahr
wieder aufgenommen worden, die Fertigstellung soll in ein oder zwei
Jahren anstehen, so tibetische Quellen. In diesem Jahr soll ein
Tibeter aus Amchok von der Polizei erschossen worden sein, nachdem
man ihm vorgeworfen hatte, auf der Flughafenbaustelle gestohlen zu
haben. Diese Vorwürfe wurden jedoch nicht bewiesen. Im vergangenen
Dezember war ein ebenfalls aus Amchok stammender Tibeter in Labrang
von der Polizei zu Tode geprügelt worden, nachdem er mit seinem
Motorrad im nahe gelegenen Labrang angehalten worden war. Er soll in
seinen Zwanzigern gewesen sein.
Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit
größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der
Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes
ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel,
London und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und
Kathmandu, Nepal.
Pressekontakt:
Kai Müller
Geschäftsführer
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
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