(ots) - Die Organspendebereitschaft in Deutschland ist
nach Informationen des Nachrichtenprogramms NDR Info noch viel
stärker zurückgegangen als befürchtet. Die Deutsche Stiftung
Organtransplantation (DSO) sieht inzwischen einen klaren Zusammenhang
mit den Transplantationsskandalen in München, Göttingen und
Regensburg. Während es sonst in ganz Deutschland mehr als 100
Organspenden pro Monat sind, ist diese Zahl im Oktober auf weniger
als 60 gesunken. Der medizinische Vorstand der DSO, Günter Kirste,
sagte NDR Info, das Vertrauen in das System sei erschüttert. Diese
Erkenntnis hätte die DSO aus Gesprächen mit Angehörigen gewonnen.
"Die sagen uns das ganz deutlich, eigentlich wüssten sie, dass der
oder die Verstorbene eine Organspende befürwortet hätte. Aber nach
dem Bekanntwerden der Skandale sind sie nicht mehr einverstanden."
Zuletzt war bekannt geworden, dass die Zahl der Spender in den
vergangenen neun Monaten um knapp acht Prozent zurückgegangen war.
Die Ursachen für den jetzt deutlich stärkeren Einbruch in diesem
Monat sieht Kirste in den neuen Manipulationsvorwürfen am Klinikum
Rechts der Isar in München. "Nach den Ereignissen in Göttingen haben
die Menschen vielleicht noch gedacht, naja, das bezieht sich auf
einen Mann, der früher in Regensburg, dann in Göttingen gearbeitet
hat. Aber dann wurde deutlich: Es sind auch andere
Transplantationszentren betroffen, es haben offenbar auch andere
Ärzte betrogen. Und das ist das ganz Schlimme", so Kirste.
Am Donnerstag, 1. November, tritt das neue Transplantationsgesetz
in Kraft. Es sieht vor, dass Krankenkassen ihre Versicherten
regelmäßig informieren und nach ihrer Spendebereitschaft fragen. Die
ersten Schreiben werden bereits in dieser Woche bei den Versicherten
ankommen. Kirste forderte im Gespräch mit NDR Info, dass die
Krankenkassen darin auf die Manipulationsvorwürfe Bezug nehmen. "Man
kann jetzt nicht so tun, als wenn nie irgendwas passiert wäre und
einfach sagen: Liebe Leute, entscheidet Euch. Sondern man muss ihnen
schon Erklärungen liefern zu dem, was passiert ist." Vor allem aber
müsse man zeigen können, was man unternommen habe, damit so etwas
sich nicht wiederholen könne - denn ein Zusammenhang zwischen dem
Rückgang der Spendebereitschaft und den Transplantationsskandalen sei
nun offensichtlich. Kirste forderte, dass die Verantwortlichen
strenger bestraft und die Vorgänge restlos aufgeklärt werden. "Wenn
man solche Konsequenzen zieht, kann man der Verunsicherung
entgegenwirken. Wir dürfen das Vertrauen der Menschen nicht
verlieren."
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