(ots) - Nicht erst seit der Eurokrise hat die EU die
Rating-Agenturen als Störenfried an den Finanzmärkten ausgemacht.
Tatsächlich zweifelt in Brüssel niemand daran, dass die
Bonitätsprüfer als Brandbeschleuniger in der Krise fungiert haben.
Die Rettung von so manchem maroden Mitgliedsstaat hat sich durch die
Ratings um viele Millionen Euro verteuert. Da Moody's und Co. mit
ihren Einschätzungen zudem mehrmals daneben lagen, sind schärfere
Vorschriften nun folgerichtig. Die Bonitätsprüfer können für
Fehlentscheidungen dann endlich in Haftung genommen werden - es ist
das Ende der Narrenfreiheit. Dass Europa die Agenturen jetzt an die
kurze Leine nimmt, haben diese selbst zu verantworten. Denn auch in
der Finanzkrise haben die Agenturen keine gute Figur gemacht. Dass es
2008 zum Flächenbrand kommen konnte, dafür sind auch die
Rating-Firmen verantwortlich. Jahrelang hatten sie die
US-Investmentbank Lehman zu gut bewertet und so die Märkte über die
tatsächliche Lage getäuscht. Umso wichtiger ist es, dass die
Bonitätsprüfer demnächst für derartige Fehlbewertungen zur
Verantwortung gezogen werden können. Verschanzten sie sich bisher
noch hinter dem Verweis auf den Haftungsausschluss, eröffnet sich
jetzt die Möglichkeit des Klageweges. Dass dieser durchaus Erfolg
haben kann, zeigt der Blick nach Aus-tralien. Dort verurteilte ein
Bundesgericht Standard & Poor's zu 30 Millionen Euro Schadenersatz,
da die Agentur Ramschpapiere als todsichere Anlage angepriesen hatte.
Doch allein mit juristischen Waffen ist es nicht getan. Europa muss
endlich für mehr Wettbewerb in dem von den großen drei US-Firmen
dominierten Sektor sorgen. Und dazu gehört der Aufbau einer
europäischen Bewertungsagentur. Brüssel muss hier mehr Druck machen,
damit das Projekt endlich zustande kommt. Autorin: Hanna Vauchelle
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