(ots) - Erstmals seit der Insolvenz der "Frankfurter
Rundschau" (FR) meldet sich jetzt der einstige Chefredakteur, Uwe
Vorkötter, ausführlich zu Wort. In einem Gastbeitrag für das "medium
magazin" (Ausgabe 12/2012, ET: 3.12.) warnt er die Branche vor
weiteren Sparrunden ohne offensive Konzepte für den digitalen
Wettbewerb. "Bleibt im Prinzip alles, wie es ist, und man spart
einfach auf der Kostenseite den sinkenden Erlösen hinterher? Dann
werden bald auch die Starken schwach", schreibt Vorkötter, der noch
bis Juni dieses Jahres die FR und das Schwesterblatt "Berliner
Zeitung" mit geleitet hat.
Die Pleitemeldung der FR und das für den 7. Dezember angekündigte
Ende der "Financial Times Deutschland" (Gruner + Jahr) sieht er als
Beleg dafür, dass die gesamte Zeitungsbranche vor existenziellen
Fragen steht. "Ja, die Insolvenz des einen und das Aus für das andere
Blatt sind Menetekel", notierte Vorkötter. "Die Krise, die seit
Jahren beschworen wird, hat ihre ersten beiden prominenten Opfer
gefordert. Es werden nicht die letzten sein."
Vorkötter hatte die "Frankfurter Rundschau" 2007 auf das
Tabloid-Format umgestellt und anschließend in der Verlagsgruppe
DuMont Schauberg eine Redaktionsgemeinschaft aufgebaut, die nach wie
vor neben der FR und der "Berliner Zeitung" auch den "Kölner
Stadtanzeiger" und die "Mitteldeutsche Zeitung" beliefert. Im "medium
magazin" bedauert Vorkötter nun: "Es hat alles nicht gereicht."
Der einstige Chefredakteur wirbt dennoch für die FR, die derzeit
einen neuen Investor sucht. "Die 'Frankfurter Rundschau' ist noch in
ihrer Endphase eine Zeitung, die sich sehen lassen kann", schreibt
Vorkötter. "Sie hat eine hoch professionelle Redaktion, Autoren von
Format, ihre Grundhaltung ist erkennbar, ihre Stimme wahrnehmbar, sie
ist offener als früher, aber nicht beliebig."
An ihren besten Tagen zeige die FR zudem, "was es mit dem
Tabloid-format auf sich hat, wie Inhalt und Optik zusammenwirken,
dass Kreativität und Leidenschaft über die Routine der
Tagesproduktion triumphieren können", hält Vorkötter fest und mahnt:
"Nein, diese Zeitung ist nicht an ihrer Erneuerung gescheitert."
Im aktuellen "medium magazin" beschäftigen sich auch Claus Larass,
Adolf Theobald und Stefan Plöchinger mit der Entwicklung im
Printmarkt.
Daniel Bouhs
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