(ots) - Typisch deutsche Krankheit
Die deutsche Bildungspolitik leidet an einer typisch deutschen
Krankheit: der Flickschusterei. Deren Symptome sind in Niedersachsen
besonders stark ausgeprägt. Beispiel Abschaffung der
Orientierungsstufe: Anstatt die Kinder bis zur sechsten Klasse
gemeinsam zu fördern, wurde der durch die Schulformwahl bedingte
Leistungsdruck in die Grundschule vorgezogen. Beispiel Oberschule:
Anstatt einen wirklich neuen Schultyp zu entwickeln, wurden lediglich
alte Schulen unter neuem Namen zusammengelegt. Beispiel Inklusion:
Anstatt den gemeinsamen Unterricht behinderter und nicht behinderter
Schüler durch die Auflösung zumindest einiger Förderschularten zu
forcieren, wird eine teure und komplizierte Doppelstruktur
geschaffen.
So gesehen ist es kein Wunder, dass auch die Verkürzung der
Gymnasialzeit in Niedersachsen krankt. Dabei steht außer Frage, dass
zwölf Jahre Schule völlig ausreichen. Allerdings hätte es bessere
Lösungen gegeben, als lediglich die Inhalte aus neun Jahren auf acht
Jahre zu verdichten.
Denkbar wäre etwa eine flexible Oberstufe von zwei bis vier Jahren
Dauer, bei der die Schüler selbst entscheiden können, wann sie reif
fürs Abitur sind. Würde ein solches Modell flächendeckend eingeführt,
hätten Schüler überall im Land eine echte Wahl - anders als beim von
SPD und Grünen geforderten Kompromiss, G 9 nur an Gesamtschulen
wieder einzuführen. Denn auch das wäre letztlich nur Flickschusterei.
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