(ots) - Soeben hat die NASA spektakuläre
Satellitenbilder veröffentlicht, auf denen die Erde bei Nacht zu
sehen ist. In bislang nicht gekannter Schärfe zeigen die Aufnahmen,
dass es nirgendwo auf unserem Planeten völlig dunkel ist - ein Beleg
dafür, wie groß der Fußabdruck der Menschheit auf unserem Planeten
inzwischen ist. Besonders beeindruckend sind die Fotos von den dicht
besiedelten Ballungsräumen. Weite Teile Nordamerikas, Europas und
Asiens erscheinen hell erleuchtet - wie ein Lichtkunstwerk auf einer
gigantischen blauen Murmel. Sollten uns jemals Außerirdische
entdecken und sich mit einem Raumschiff nähern, würden sie sich
vermutlich darüber wundern, dass wir die Hälfte unseres Planeten in
der Nacht illuminieren. Die Aliens würden wohl vermuten, dass die
Erdbewohner über eine unerschöpfliche Energiequelle verfügen. Wie wir
wissen, ist das derzeit nicht der Fall. Zwar stünde durch die Sonne
theoretisch genug Energie für alle zur Verfügung, doch wir zapfen nur
einen winzigen Teil davon an. Den größten Teil unseres Bedarfs für
Strom, Wärme und Verkehr erzeugen wir durch fossile Energieträger und
pusten damit gewaltige Mengen Treibhausgase in die Atmosphäre.
Abgesehen von der Tatsache, dass die Vorräte von Erdöl, Erdgas und
Kohle nicht unerschöpflich sind, heizen wir damit unseren Planeten
künstlich auf - mit all den unangenehmen Folgen, die seit Jahren
immer wieder von Klimaforschern beschrieben werden: Die Zunahme von
zerstörerischen Wetterextremen - schwere Stürme, Überschwemmungen,
lange Hitze- und Dürreperioden. Beim Klimagipfel im Wüstenstaat Katar
saßen nun zwei Wochen lang Delegationen aus rund 190 Staaten in gut
klimatisierten Räumen, ließen den Berg kreißen, und gebaren eine
Zwergmaus. Mit großspurigen Ankündigungen ging die Konferenz in Doha
an den Start - dem Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen.
Dies hätte man nur erreichen können, indem man sich auf eine
verbindliche Reduzierung des Ausstoßes von Kohlendioxid geeinigt
hätte. Doch über diesen ehrgeizigen Plan haben die Delegierten nicht
einmal im Ansatz ernsthaft verhandelt. Heraus kommt voraussichtlich
ein Minimalkompromiss: Man wird sich weiter zu Klimagipfeln treffen
und vielleicht wird man das Kyoto-Protokoll fortschreiben. Für den
Klimaschutz ist nichts gewonnen. Die Konferenz in Doha ist ein
Zeugnis des Scheiterns und schreibt die 1992 in Rio begonnene
traurige Geschichte dieser Art von Gipfeltreffen fort. Im Zeichen von
Schulden- und Eurokrise tut sich der Klimaschutz schwer. Vorbei sind
die Zeiten, als Angela Merkel mit dem Schiff durch den Polarkreis
schipperte und sich vor im Meer treibenden Eisbergen als
Klimakanzlerin inszenierte. Dabei könnte Deutschland als Pionierland
der Energiewende eine Vorbildrolle für andere Staaten einnehmen. Und
zwar nicht auf Dinosaurier-Konferenzen wie jetzt in Doha. Das sind
Augenwischerei- und Alibiveranstaltungen, zu denen die meisten
Delegierten nur mit einem Ziel anreisen: Sich nicht zu bewegen. Wenn
jetzt beklagt wird, dass sich die Europäer nicht zu ehrgeizigeren
Klimazielen durchringen konnten, muss man ehrlicherweise
konstatieren, dass der Einfluss der Bundesregierung begrenzt ist.
Gerade in den südlichen EU-Ländern ist es der Bevölkerung derzeit
schwer zu vermitteln, dass Umweltpolitik genauso wichtig ist wie der
Kampf gegen die Wirtschaftskrise. Und ein Staat wie Polen mit seiner
starken Kohle-Lobby wird sich vom Bundesumweltminister wohl niemals
reinreden lassen. Der Einfluss Deutschlands wird jedoch anderswo
sichtbar: Dort, wo Staaten gespannt den Umstieg auf grüne Energien
bei uns verfolgen - und nachahmen. Der bisherige Klimaverpester China
ist gerade dabei, die Bundesrepublik bei Solar- und Windkraft zu
überholen. Auch Japan plant mittelfristig den Atomausstieg und eine
Energiewende. Dort beginnt man zu erkennen, welche Chancen in den
erneuerbaren Energien liegen - nicht nur für die Umwelt, sondern auch
als Exportschlager. Wenn also andere wirtschaftliche Führungsnationen
Deutschland hier nacheifern, bleibt wenigstens ein Funken Hoffnung,
dass es in Sachen Klimaschutz nicht zappenduster wird. Das sollte der
Bundesregierung einen zusätzlichen Ansporn geben, die Energiewende
nicht weiter gegen die Wand zu fahren.
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