(ots) - Afrika ist in. Solvente Touristen aus der
ganzen Welt fahren gerne an die Sandstrände Kenias, in die
Nationalparks am Sambesi und auf der Garden Route in Südafrika. Aber
auch deutsche Unternehmen freuen sich über Absatzmärkte, die viele
afrikanische Länder mit fast asiatisch anmutenden Wachstumsraten
bieten. Doch nur verkaufen geht nicht. Wer die Märkte südlich der
Sahara dauerhaft beliefern will, muss auch bereit sein, direkt zu
investieren. Derzeit sehen Firmen vor allem im Luxussegment Chancen,
in Afrika zu expandieren. In rohstoffreichen Ländern wie Angola sind
die Abnehmer vor allem Politiker und Unternehmen, die vom Ölboom der
vergangenen Jahre profitiert haben, während über ein Drittel der
Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt. Nun werden auch in
Deutschland teure Konsumgüter nicht erst nach einem Check der
moralischen Integrität verkauft. Doch sollten sich die Exporteure die
Frage stellen: Wie viele Premium-Autos passen in die Garagen von
Angolas Präsident José Eduardo dos Santos und seinen
Regierungskollegen? Die wirtschaftlichen Handelsbeziehungen zwischen
Afrika und Europa scheinen eingefahren auf das Schema Rohstoffe gegen
Konsumgüter. Doch selten waren die Bedingungen für
Direktinvestitionen so gut wie derzeit. Seit Jahren sind
Wachstumsraten um die sechs Prozent auf dem afrikanischen Kontinent
die Regel. Für Mosambik sehen die Prognosen im kommenden Jahr ein
Wachstum von über acht Prozent voraus, für den neuen, ölreichen Staat
Südsudan ist der Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg auch eine
wirtschaftliche Chance, der sich in Wachstumsprognosen von knapp 70
Prozent ausdrückt. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung in Afrika im
Durchschnitt deutlich jünger ist als in Europa, den USA und weiten
Teilen Südamerikas und Asiens - ein für Unternehmen attraktives
Arbeitskräftepotenzial. Um dies zu nutzen, müssen Investoren vor Ort
jedoch auch bereit sein, die jungen Menschen entsprechend auszubilden
und zu bezahlen. Denn, einmal abgesehen von der Nachfrageproblematik
sind angemessene Löhne kein westlicher Luxus, sondern eine Grundlage
für sozialen Frieden. Wenn Minenkonzerne nach den eskalierten Streiks
in Südafrika vergangenes Jahr argumentieren, man könne bei höheren
Löhnen nicht mehr gewinnbringend Platin abbauen, entspricht das einer
alten zynischen Logik: Nur mit Ausbeutung in Schwellenländern bleibt
die Rohstoffgewinnung rentabel. Auch das Argument,
Direktinvestitionen seien aufgrund der Sicherheitslage in vielen
afrikanischen Ländern zu riskant, kann man nur bedingt gelten lassen.
Gerade deutsche Firmen haben während der Apartheid-Ära gezeigt, dass
sie auch in Zeiten gewalttätiger politischer Auseinandersetzungen am
Engagement in einer Region festhalten, wenn sie sich davon
wirtschaftliche Vorteile erhoffen. Außerdem muss klar sein: Wo
europäische Firmen nicht investieren, füllen chinesische Unternehmen
gerne die Lücke. Der steigende Absatz chinesischer Autos in Afrika
zeigt, dass das auch Auswirkungen auf das Konsumverhalten hat. Den
neuen Wettlauf um Afrika gewinnen diejenigen, die es ernst meinen mit
ihrem wirtschaftlichen Engagement auf dem Kontinent, der in jeder
Hinsicht reich an Ressourcen ist. Dabei erwartet man in Afrika keine
Almosen. Junge afrikanische Unternehmer und verantwortungsvolle
Politiker suchen Partner, mit denen sie gemeinsam Gewinne
erwirtschaften und Arbeitsplätze schaffen können. Wer zu solchen
Partnerschaften bereit ist, verkauft auch dann Waren in afrikanischen
Ländern, wenn der Wachstumsboom vorbei ist.
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