(ots) - Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) hat in seiner Sitzung an diesem Freitag in Braunschweig die
thematischen Schwerpunkte für die Arbeit des Gremiums im neuen Jahr
2013 festgelegt. Im Themenjahr "Reformation und Toleranz" der
Lutherdekade wird die evangelische Kirche Lerngeschichte,
Voraussetzungen und Grenzen gesellschaftlicher und religiöser
Toleranz in den Blick nehmen.
Der Vorsitzende des Rates der EKD, Präses Nikolaus Schneider,
unterstrich: "Als evangelische Kirche blicken wir auf eine fast
fünfhundertjährige Lerngeschichte in Sachen Toleranz zurück. Wir
wünschen uns, diesen Lernprozess 2013 im Dialog mit möglichst vielen
anderen Akteuren fortzuführen. Toleranz muss immer wieder neu gelernt
und erarbeitet werden. Das wissen wir gerade als Kirchen nur zu gut."
Aktuelle Herausforderungen von Toleranz wird der Rat der EKD bei
der Befassung mit dem Thema Friedensethik in den Blick nehmen. Erste
Ergebnisse einer Bewertung zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan
werden den Rat der EKD in diesem Jahr beschäftigen. Neben der
friedensethischen Aufarbeitung und damit verbundenen Konsequenzen für
zukünftige Einsätze, wird sich der Rat auch mit den seelsorglichen
Herausforderungen solcher Auslandseinsätze befassen. Im Rahmen des
internationalen Kongresses "Menschen geschützt - gerechten Frieden
verloren?" in Berlin vom 13. bis 15. Juni 2013 werden Nikolaus
Schneider und der Friedensbeauftragte des Rates der EKD, Renke
Brahms, mit Spitzenvertretern aus Politik, Militär und
internationalen Organisationen Perspektiven der Friedensethik
ausloten.
Annähernd dreißig Prozent der Kinder zwischen drei und sechs
Jahren in evangelischen Kindertagesstätten kommen aus Familien mit
Migrationshintergrund. Im Vergleich freier Träger stehen evangelische
Bildungseinrichtungen damit an der Spitze. Wie evangelische Kitas
angesichts gegebener Pluralität und Heterogenität ihr konfessionelles
Profil ausbilden und interreligiöses Lernen ermöglichen, soll im
Rahmen eines Studienvorhabens für den Rat der EKD in den Blick
genommen werden. Die Ergebnisse der Studie sollen das
Erfahrungswissen evangelischer Bildungseinrichtungen aufbereiten und
für andere Anbieter und Träger im Elementarbereich zugänglich gemacht
werden.
Mitte des Jahres wird der Rat der EKD eine Denkschrift zum Thema
"Ehe und Familie" veröffentlichen, die die Kammer für soziale Ordnung
erarbeitet hat. Die EKD reagiert mit dieser Positionsbestimmung auf
tiefgreifende Veränderungen in den Formen des Zusammenlebens.
Die EKD erwartet 2013 darüber hinaus die Ergebnisse einer
ad-hoc-Kommission zur Sexualethik. Die Kommission will eine
Publikation vorlegen, die die menschliche Sexualität in evangelischer
Perspektive als gute Gabe Gottes würdigt und zugleich
humanwissenschaftliche Einsichten aufnimmt und die gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen nicht übergeht. Auf diese Veröffentlichungen, so
Schneider, sei der Rat besonders gespannt: "Ich hoffe, dass diese
Texte helfen, die evangelische Kirche in diesen wichtigen
gesellschaftlichen und ethischen Fragen überzeugend in der Gegenwart
zu positionieren."
Außerdem, so der Ratsvorsitzende, freue sich der Rat der EKD in
diesem Jahr auf eine Vielzahl von Veranstaltungen zwischen Historie
und Gegenwart zum Themenjahr "Reformation und Toleranz". So finde vom
19. bis 21. April eine Neuauflage der "Wormser Religionsgespräche"
statt, initiiert von der Stadt Worms und der Evangelischen Kirche in
Hessen und Nassau.
Am 11. Mai werde anlässlich des 450. Jubiläums des Heidelberger
Katechismus die Ausstellung "Glaube und Macht" im Kurpfälzischen
Museum Heidelberg und im Heidelberger Schloss eröffnet. Die
Ausstellung dauert inklusive eines umfangreichen Rahmenprogrammes bis
zum 15. September. Ein "kleines Jubiläum", so Schneider, feiere auch
die "Leuenberger Konkordie", die 1973, also vor 40 Jahren,
beschlossen wurde und die die innerevangelische Ökumene auf eine
neue, kirchenverbindende Grundlage gestellt habe. Schneider: "Die
Leuenberger Konkordie ist das Ergebnis eines langen Prozesses der
wechselseitigen Annährung und Toleranz, der den Protestantismus
nachhaltig verändert hat." Der Festakt findet am 17. März im Berliner
Dom statt.
Starke Impulse für die weltweite und ökumenische Dimension des
Reformationsjubiläums 2017 erhofft sich der Rat der EKD vom
Internationalen Ökumenischen Vorbereitungskongress , den die EKD
zusammen mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund vom 6. bis
10. Oktober im Zürcher Großmünster veranstalten wird, zu dem
Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt erwartet werden. Ziel
des Kongresses sei es, so Schneider, mit vielen ökumenischen Partnern
zu beraten, wie in der Vorbereitung auf das 500-jährige Jubiläum der
Reformation der Vielgestaltigkeit der Kirchen Rechnung getragen,
gleichzeitig aber auch "gemeinsame Grundlinien" gefunden werden
können.
Hannover/Braunschweig, 25. Januar 2013
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick
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