(ots) - Kaum mehr als drei Wochen sind seit dem Beginn
der französischen Offensive gegen Islamisten in Mali vergangen, und
die Erfolgsmeldungen kommen seitdem nahezu im Tagestakt. Nacheinander
triumphierten die französischen und malischen Soldaten in den
besetzten Orten Konna und Diabaly, dann in den großen Städten im
Norden, Gao, Timbuktu und Kidal. Schon spricht Malis
Übergangspräsident Dioncounda Traore von Wahlen im Juli. Die
schnellen Erfolge dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der
Kampf um ein stabiles Mali erst beginnt. Er wird Jahre dauern und
kann weder militärisch, noch bei der Stärkung der staatlichen
Institutionen allein den westafrikanischen Staaten und Frankreich
überlassen werden. Das Beispiel Somalia lehrt, wie kompliziert und
langwierig ein derartiges Unterfangen sein kann. Es abzukürzen würde
bedeuten, gewonnenen Fortschritt aufs Spiel zu setzen. Langsam findet
der Plan für die Entsendung einer UN-Friedenstruppe Befürworter im
UN-Sicherheitsrat. Das wäre der richtige Schritt, weil er Afrika in
diesem komplizierten Konflikt entlasten würde. Anders als beim
Eingriff der französischen Armee in den Konflikt an der
Elfenbeinküste im Jahr 2011 gibt es auf dem Kontinent diesmal kaum
kritische Stimmen, die vor einem neuen Kolonialismus warnen. Die
Bedrohung durch den Terrorismus ist global, ihr muss mit vereinten
Kräften begegnet werden - diese Einsicht scheint sich durchzusetzen.
Bald wird ein Team der Europäischen Union in Mali erwartet. Es soll
die Armee Malis unter anderem im Umgang mit Menschenrechten schulen -
im Gespräch ist, dass dies ebenfalls mit Soldaten aus anderen Ländern
der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas geschehen soll. Nur
wenige sind in der Kriegsführung in Wüstengebieten erprobt, in die
sich viele der schwer bewaffneten Islamisten zurückgezogen haben. Für
die Stabilität des Landes wird es langfristig aber darauf ankommen,
eine Armee zu formen, mit der sich die Verteidigung nach außen
gewährleisten lässt, die aber intern keine Gefahr für einen weiteren
Staatsstreich darstellt. Es ist kein Zufall, dass viele Streitkräfte
der Region in mäßigem Zustand sind. Allzu oft hat das Militär
westafrikanischer Länder in vergangenen Jahrzehnten Regierungen
gestürzt, reduzierte Mittel sollen dieses Risiko minimieren. In Mali
revoltierten Teile der Armee dennoch - die verbliebenen
regierungstreuen Truppen aber scheiterten an der schwierigen
Verteidigung des Staatsterritoriums, das vier Mal so groß ist wie das
Deutschlands. Es zeigt, wie fragil die Region trotz Rohstoffbooms,
Schuldenerlässen und besserer Wirtschaftspolitik ist. Entscheidend
aber ist die Bewältigung der sozialen Probleme des Landes. Die
Sahel-Zone ist eine der am dünnsten besiedelten Gegenden der Welt,
verzeichnet aber enorme Geburtenraten. Laut UN-Berechnungen könnte
die Bevölkerung bis zum Ende des Jahrhunderts von derzeit 16
Millionen auf 75 Millionen ansteigen. Gelingt es nicht, neben den
aufstrebenden kapitalintensiven Industrien wie der Bergbau und
Erdölförderung auch arbeitsintensive Industrien zu fördern, wird das
Land instabil bleiben. Schon allein für die Aussöhnung mit den Tuareg
wird es von Bedeutung sein, dass auch diese ethnische Gruppe von der
Politik in der weit entfernten Hauptstadt Bamako profitiert. In
Somalia kontrolliert die Terrororganisation al-Shabaab auch deshalb
Teile des Landes, weil es für die Jugend kaum Arbeitsplätze gibt.
Hier muss die internationale Gemeinschaft Mali nachhaltig zur Seite
stehen. Der Kampf gegen den weltweiten Terrorismus ist nicht allein
militärischer Natur. Es ist auch ein ökonomischer.
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