(ots) - Der Pferdefleisch-Skandal hat die EU eiskalt
erwischt. Noch zu Beginn wies der zuständige EU-Kommissar für
Verbraucherschutz und Gesundheit, Tonio Borg, alle Verantwortung von
sich. Man habe es mit einem Einzelfall zu tun und für
Lebensmittelkontrollen seien sowieso die Mitgliedsstaaten
verantwortlich, so der Kommissar. Doch seit der Skandal immer mehr
Länder betrifft, hat Brüssel umdisponieren müssen. Jetzt sollen
flächendeckende Tests die ganzen Ausmaße des Etikettenschwindels
aufdecken. Den nächsten Skandal wird man damit aber nicht verhindern
können. Es ist wie bei der Finanzmarktregulierung. In Europa muss
immer zuerst etwas passieren, damit die EU aktiv wird. Der nun
beschlossene Schritt zur Testserie wird die dringend benötigte
Klarheit zu den Ausmaßen des Skandals bringen. Doch den Verbrauchern
wird dies kaum das verlorene Vertrauen in die Lebensmittelindustrie
zurückbringen. Das gelingt nur, wenn in der EU auch für verarbeitetes
Fleisch endlich eine zwingende Herkunftskennzeichnung zur Pflicht
wird. Sicher: Betrügereien werden damit nicht automatisch
unterbunden. Aber die Verbraucher könnten dann zumindest auswählen,
ob sie in Rumänien geschlachtetes und in Frankreich
weiterverarbeitetes Fleisch tatsächlich konsumieren wollen. Bisher
hat die Lebensmittellobby derartige Gesetzesvorschläge erfolgreich
verhindert. Beobachten konnte man dies erneut am vergangenen
Mittwoch. Da schlug die EU-Kommission zum Schutz des Verbrauchers
eine weitreichende "made in"-Kennzeichnung für diverse Produktgruppen
vor. Lebensmittel gehörten nicht dazu.
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