(ots) - Es ist schon merkwürdig: Da berichtet der
Wehrbeauftragte über handfeste Schikanen gegen Bundeswehrsoldaten
während ihres Einsatzes in der Türkei, schlechte Hygiene, miese
Verpflegung und sogar körperliche Rangeleien. Aber für den
Bundesverteidigungsminister ist das alles nur ein Ausdruck
unterschiedlicher Traditionen in den beiden Ländern. Nun habt euch
mal nicht so, und hört auf zu jammern, soll das wohl im Klartext
heißen. Das Muster ist leider schon bekannt: Erst vor ein paar Tagen
hatte Thomas de Maizière für Irritationen gesorgt, als er der eigenen
Truppe einen übertriebenen Wunsch nach Wertschätzung vorhielt. Doch
was will der Minister damit bezwecken? Zur Erinnerung: Die
300Bundeswehrsoldaten sind auf ausdrücklichen Wunsch Ankaras
in der Türkei stationiert. Gemeinsam mit niederländischen und
US-amerikanischen Einheiten sollen sie verhindern, dass das Land von
Syrien aus mit Raketen beschossen wird. Das türkische Verhalten ist
vor diesem Hintergrund gelinde gesagt seltsam. Sicher, die Türkei ist
eine sehr selbstbewusste Nation, und die türkische Armee ist
traditionell ein Staat in diesem Staat. Mag sein, dass das
Selbstbewusstsein nun durch die ausländische Truppenpräsenz leidet
und in den Gedanken einheimischer Militärs womöglich sogar an der
eigenen Souveränität rüttelt. Aus deutscher Sicht ist es jedoch nicht
hinnehmbar, innertürkische Konflikte auf dem Rücken der
Bundeswehrsoldaten auszutragen. Darauf muss de Maizière den
Nato-Partner unmissverständlich hinweisen. Das Mindeste wäre die
Zusage einer genauen Prüfung der Vorwürfe. Natürlich ist die Armee
kein Ponyhof. Da hat der Minister Recht. Aber bei offenkundigen
Missständen ist er als oberster politischer Soldat für deren
Beseitigung verantwortlich. Sonst hat er seine Aufgabe verfehlt.
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