(ots) - Während einer Pakistan-Reise von Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des European Center for Constitutional and Human
Rights (ECCHR) und von medico international haben Betroffene des
großen Fabrikbrandes vom 11. September 2012 und deren
gewerkschaftliche Vertreter das ECCHR aufgefordert, sich direkt an
der juristischen Aufarbeitung in Pakistan zu beteiligen. Ãœber einen
lokalen Anwalt wird ECCHR deshalb Antrag auf Zulassung zum Verfahren
stellen.
Am 11. September 2012 starben im pakistanischen Karachi über 280
Arbeiterinnen und Arbeiter im bisher größten Brand einer
Textilfabrik. 70% der Produktion der abgebrannten Fabrik Ali
Enterprise gingen nach eigenen Angaben an den deutschen Discounter
KIK. Die Fabrik wurde drei Wochen vor dem Brand mit dem Siegel SA
8000 zertifiziert, mit dem hohe Sicherheitsstandards garantiert
werden sollen. Während KIK sich vorläufig auf Entschädigungszahlungen
mit lokalen pakistanischen Organisationen geeinigt hat, zeigt das
italienische Zertifizierungsunternehmen RINA bisher kein Interesse,
sich an einer Wiedergutmachung zu beteiligen.
In Pakistan läuft derzeit ein strafrechtliches
Ermittlungsverfahren gegen die Fabrikbesitzer. Zwei weitere Klagen
des Anwalts der Betroffenen richten sich gegen die Nachlässigkeit der
für die Aufklärung der Hintergründe des Brandes zuständigen
pakistanischen Aufsichts- und Strafverfolgungsbehörden. Die
Betroffenen sowie die sie begleitende Gewerkschaft NTUF und die
Menschenrechtsorganisation PILER fordern insbesondere Aufklärung zur
Verantwortung des Zertifizierers RINA.
"Die Intervention des ECCHR in den lokalen Verfahren wird unseren
Behörden deutlich machen, dass sie unter internationaler Aufsicht
stehen", sagt Nasir Mansoor von der NTUF. "Wir hoffen, dass sie unter
diesem Druck effektiver arbeiten als bisher."
"Es ist zunächst die Verantwortung der Justiz in Pakistan, die
Hintergründe des Brandes und insbesondere die Rolle der
internationalen Unternehmen umfassend aufzuklären", sagt Thomas
Seibert von medico international.
"Sollten die Verfahren in Pakistan jedoch für die Betroffenen zu
keinen befriedigenden Ergebnissen führen, erwägen wir juristische
Schritte in Europa gegen die europäischen Unternehmen", so Miriam
Saage-Maaß vom ECCHR.
"Auditfirmen in der globalen Lieferkette der Textilindustrie
stehen seit Jahren in der Kritik, da Zertifizierungen unzureichend
sind und häufig ganz versagen. Der Fall Ali Enterprise in Pakistan
zeigt deutlich, dass auch die Audit-Unternehmen zur Verantwortung
gezogen werden müssen", sagt Frauke Banse, Eilaktionskoordinatorin
der Kampagne für Saubere Kleidung.
Pressekontakt:
Nasir Mansoor (über medico international)
Miriam Saage-Maaß (ECCHR): 0151 167 51 885
Thomas Seibert (medico international): 0160 97557350
Frauke Banse (INKOTA-netzwerk/Kampagne für Saubere Kleidung):
0178-5467453