(ots) - Das größte Datenleck in der Geschichte bringt
etliche Steueroasen in Turbulenzen. Bislang vertrauliche Dateien, die
von einer anonymen Quelle besorgt und weltweit Medien zur Verfügung
gestellt wurden - in Deutschland exklusiv der Süddeutschen Zeitung
und dem Norddeutschen Rundfunk - belegen, auf welchen geheimen Wegen
Reiche und Kriminelle Briefkastenfirmen und sogenannte Trusts nutzen,
um große Vermögen zu verstecken und zweifelhafte Geschäfte zu
verschleiern. Von diesem Donnerstag an präsentieren Medien aus
insgesamt 46 Ländern - darunter die Washington Post, die BBC, der
Guardian und Le Monde - unter dem Projektnamen "Offshore Leaks" erste
Ergebnisse der Daten-Analysen.
Die Datenmenge aus insgesamt zehn Steueroasen umfasst 260
Gigabyte, es handelt sich um 2,5 Millionen Dokumente. 130 000
Personen aus mehr als 170 Ländern werden in den Unterlagen
aufgelistet. Die Dokumente stammen von zwei Firmen, die auf die
Errichtung von Offshore-Gesellschaften spezialisiert sind. Sie
gehören zu den größten Anbietern weltweit.
Offshore ist ein riesiges Geschäft: Laut einer 2012 erschienenen
Studie der britischen Nichtregierungsorganisation Tax Justice Network
werden in Steueroasen 21 bis 32 Billionen Dollar gebunkert. In den
Unterlagen finden sich Oligarchen, Waffenhändler und Finanzjongleure
- sowie hunderte deutsche Treffer. Prominentester Fall ist der in
Franken geborene Gunter Sachs.
Der Industriellenerbe legte nach Recherchen der Süddeutsche
Zeitung, des NDR und der Schweizer Sonntagszeitung vor seinem Tod
mutmaßlich Vermögen in Steueroasen an und deklarierte es bei den
Finanzämtern nicht vollständig. Seine Nachlassverwalter weisen dies
zurück. Sie erklärten, die betroffenen Firmen seien den
Steuerbehörden "schon zu Lebzeiten von Herrn Sachs" offengelegt
worden.
Bei den Recherchen fanden sich Offshore-Firmen von Gunter Sachs
auf den Cook-Inseln, in Panama, auf den Britischen Jungferninseln und
in Luxemburg. In diesen Firmen lagen zum Teil hohe Millionenbeträge.
Nach Informationen von SZ, NDR und Sonntagszeitung waren etliche
dieser Firmen den zuständigen Berner Finanzbehörden unbekannt, selbst
nach seinem Tod wurden sie nicht deklariert - obwohl sie nach Aussage
einer Sprecherin der Berner Finanzbehörde mindestens in Teilen hätten
gemeldet werden müssen. Gunter Sachs Nachlassverwalter erklären, sie
seien rechtmäßig vorgegangen.
Die Daten wurden im vergangenen Jahr dem Internationalen
Konsortium für investigative Journalisten (ICIJ) in Washington
übergeben. Die Süddeutsche Zeitung hat die Informationen unabhängig
verifiziert und monatelang ausgewertet - in Deutschland gemeinsam mit
dem Norddeutschen Rundfunk, in der Schweiz mit der Sonntagszeitung.
Weitere Informationen unter www.ndr.de, www.sueddeutsche.de und
www.icij.org
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