(ots) - Die Deutsche Bank steht wegen umfangreicher
Geschäfte in Steueroasen in der Kritik. Nach Recherchen des NDR und
der Süddeutschen Zeitung hat die Großbank im Auftrag von Kunden
allein über ihre Niederlassung in Singapur mehr als 300 Firmen und
Trusts in Steuerparadiesen gründen lassen. Politiker und Experten
werfen der Deutschen Bank vor, damit der Verschleierung von
Geldströmen Vorschub zu leisten und mögliche Straftaten zu
begünstigen.
Der finanzpolitische Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion,
Gerhard Schick, kritisierte das Geschäftsmodell international tätiger
Geldinstitute wie der Deutschen Bank scharf. Die Wahrscheinlichkeit,
dass Steueroasen "für etwas Illegales" genutzt würden, sei "sehr
groß". Damit könnten etwa "Geldwäsche, Steuerhinterziehung,
Korruptionsgelder" verschleiert werden. Schick hält der
Bundesregierung Versäumnisse vor. Die schwarz-gelbe Koalition
versuche, "diese illegalen Strukturen zumindest zu tolerieren oder
auch zu schützen". Der frühere Sachgebietsleiter der Steuerfahndung
Frankfurt, Frank Wehrheim, wirft Großbanken wie der Deutschen Bank
"Beihilfe zu Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Ähnlichem" vor. Für
Steuerfahnder sei das angesichts komplexer Konstrukte in Steueroasen
"sehr selten zu ermitteln".
Mehr als hundert Mitarbeiter der Deutschen Bank Singapur betreuten
mindestens bis ins Jahr 2010 laut vertraulichen Daten 309 Firmen und
Trusts in mehreren Steueroasen, größtenteils auf den Britischen
Jungferninseln. Die meisten Firmen tragen Fantasienamen wie
"Thrilling Returns Incorporated", "Amazing Opportunity Limited" oder
"Market Dollar Group Limited". Eine Geschäftstätigkeit ist in
öffentlich zugänglichen Quellen nur für einen kleinen Teil der Firmen
festzustellen. Die Deutsche Bank ließ die Rechtseinheiten mit Hilfe
des Singapurer Dienstleisters "Portcullis TrustNet" registrieren. Bei
mehreren Firmen ist die Deutsche-Bank-Tochter "Regula Limited" als
Direktorin eingesetzt.
Ein Sprecher der Deutschen Bank beantwortete einen Fragenkatalog
von NDR und SZ nur mit wenigen allgemeinen Sätzen. "Die Deutsche Bank
bietet weder Steuerberatung an, noch eine Dienstleistung
'Firmengründung in Steueroasen'", erklärte er. Dabei offeriert der
Unternehmensbereich "Deutsche Bank Private Wealth Management" in
einer im Internet verfügbaren Broschüre potenziellen Kunden "die
Gründung, das Management und die Verwaltung von (...) Trusts, Firmen,
Stiftungen" in verschiedenen Ländern. Dafür arbeite man "eng mit
Ihren Rechts- oder Steuerberatern" zusammen. Der Bank-Sprecher
erklärte, man habe "umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um zu
verhindern, dass die Produkte und Dienstleistungen der Bank zu
Zwecken der Geldwäsche missbraucht werden können", wollte aber keine
Details nennen.
Seit heute berichten unter dem Titel "Offshore-Leaks" renommierte
Medien in 32 Ländern über Steueroasen-Geschäfte. Kooperationspartner
in Deutschland sind die Süddeutsche Zeitung, das NDR Fernsehen und
NDR Info. Sie enthüllten in Zusammenarbeit mit der Schweizer
Sonntagszeitung das Firmennetzwerk des Multimillionärs Gunter Sachs
in Steuerparadiesen. Das Rechercheprojekt unter Führung des
"International Consortium of Investigative Journalists" (ICIJ) hat
über neun Monate hinweg interne Daten zweier Dienstleister
ausgewertet, die Firmen und Trusts in Steueroasen gründen und
betreuen. In den zweieinhalb Millionen Dateien entdeckten die
Reporter hinter den Namen von Strohmännern Superreiche, Unternehmer
und Politiker.
Weitere Informationen unter www.NDR.de, www.sueddeutsche.de und
www.icij.org.
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