(ots) - Hertha BSC ist in die Fußball-Bundesliga
zurückgekehrt, und das auf durchaus beeindruckende Art und Weise.
Bereits vier Spieltage vor Saisonschluss wurde der Aufstieg durch das
1:0 gegen Sandhausen besiegelt, als Zugabe wird die
Saisonmeisterschaft wohl noch folgen. Nach dem Spiel tanzten Berliner
Anhänger auf den Tribünen des Olympiastadions und später durch die
Berliner Straßen - und das ist auch gut so. Fraglos ist ein
Erstligist im Volkssport Nummer eins für das Ansehen und
Selbstwertgefühl einer Hauptstadt ebenso unabdinglich wie ein
leistungsstarker Flughafen. Insofern taugt Herthas Comeback in der
Beletage des Fußballs vielleicht sogar als Mutmacher für die gesamte
Stadt. Nach dem desaströsen Abstieg Herthas samt Abbruch-Skandal im
Relegationsspiel in Düsseldorf hatte sich der landesweite Spott für
Berlin nur noch verstärkt. Sie können alles - außer Flughafen und
Fußball, war damals zu hören. Doch so schmerzhaft eine Krise auch
sein mag, der Umgang damit und das Finden der richtigen Lösung des
Problems sind auch eine Kunst, die beherrscht sein will. Und Hertha
hat nun allen bewiesen, dass man das in Berlin kann. Auf einer
turbulenten Mitgliederversammlung im Mai 2012 musste Herthas
Präsident Werner Gegenbauer durchsetzen, dass Michael Preetz
ungeachtet scharfer Kritik Manager bleiben darf. Das war mutig und
erlaubte letztlich erst, dass Preetz mit der Verpflichtung von
Trainer Jos Luhukay den Königstransfer landen konnte. Der
Niederländer formte daraufhin die beste Mannschaft der Liga mit den
meisten Siegen und den meisten Toren. Als einzige
Fußball-Profimannschaft in Deutschland kassierte Berlin keine
Heimniederlage. Das sorgte für rund 40.000 Zuschauer im Schnitt pro
Heimspiel. Berlin interessiert sich also trotz allem weiter für
Hertha und der Klub gehört trotz Zweiter Liga zu den Top-30-Teams in
Europa, was Zuschauer angeht. Hertha hat dadurch zur Ruhe und auch
wieder Perspektive gefunden, nichts beruhigt halt mehr als Erfolg.
Doch nun steht der zweite Schritt an, der genauso wichtig werden
wird. Als nächstes gehören die Zweifel beseitigt, ob Hertha unter
Preetz auch Bundesliga kann. Niemand hier will einen Hauptstadt-Klub
als Fahrstuhl-Team. Sich dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren
und dann auch wieder nach oben in Richtung europäischer Bühne zu
orientieren, ist für Berlin ein Muss. Nur herrschen hier eben keine
Verhältnisse wie in Paris, wo Investoren aus Katar binnen kürzester
Zeit mal eben 300 Millionen Euro in die Elf von Paris St. Germain
investieren. Oder wie in London, wo auch mal Sponsoren aus dem
Ausland große Summen in Topklubs investieren. Der Zuwachs an
Fernsehgeld für die Übertragungsrechte von Erstliga-Spielen allein
garantiert noch keinen Qualitätssprung. Luhukay muss ein doppelt
glückliches Händchen für Talente beweisen. Vielleicht ist es
hilfreich, dass die Euphorie nicht ganz so groß ist wie beim Aufstieg
2011. Auch wenn es nicht dem Naturell der ungeduldigen Stadt
entspricht, muss jedem klar sein, dass Hertha sich nur in kleinen
Schritten entwickeln kann. Champions League kann es erst geben, wenn
der BER fertig ist.
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