(ots) - Es sind deutschen Fußballfestspiele, die da gerade
in der Champions-League stattfinden. Und es gibt keinerlei Anzeichen
dafür, dass ein Weg am deutsch-deutschen Finale vorbeiführt. Erst
demütigte der FC Bayern den großen FC Barcelona 4:0, dann spielte
Dortmund Real Madrid 4:1 aus den Schuhen. Auch wenn dafür in der
kommenden Woche natürlich zwei konzentrierte Leistungen vonnöten
sind. Selbst im Finalort London rechnen sie schon voller Bewunderung,
wie lange denn im Ernstfall ein Elfmeterschießen zwischen zwei
deutschen Teams dauern könnte.
Ohne in Deutschtümelei verfallen zu wollen, kann gesagt werden,
dass hier "made in Germany" im besten Wortsinne vorgelebt wurde -
auch wenn in Robert Lewandowski ein polnischer Stürmer alle vier
Dortmunder Treffer erzielte. Doch die aktuellen Erfolge sind Tugenden
geschuldet, die jenseits der Landesgrenzen als "typisch deutsch"
gelten. Durch nachhaltiges Wirtschaften (Bayern) und innovative
Konzepte (Dortmund) wurden strukturelle Nachteile wettgemacht.
Immerhin teilen Real Madrid und der FC Barcelona in Spanien einen
Großteil des Fernsehgeldes unter sich auf, während in der Bundesliga
eine solidarischere Staffelung auch noch den Letzten der Zweiten Liga
an den Einnahmen partizipieren lässt. Es wäre schön, wenn die Freude
über den Fußball auch auf andere Lebensbereiche ausstrahlen würde.
Denn eine weitere deutsche Eigenschaft ist ja leider das Nörgeln. Die
Freude darüber, in einem der fortschrittlichsten, demokratischsten
und freiheitlichsten Länder der Erde zu leben, wird oft überlagert
von kleinteiliger Krittelei. Der Blick auf das große Ganze
relativiert aber oft den Ärger über aktuelle Missstände. Man muss nur
ab und zu den Blick heben.
Die (zu) simple Gleichung, die nun aufgemacht wird, lautet wie
folgt: Wenn die beiden deutschen Klubs die spanischen Vertreter
derart effektvoll vom Platz fegen, muss es doch ein Leichtes sein,
Ähnliches mit der Nationalmannschaft zu bewerkstelligen. Wenn die
Vormachtstellung der Spanier auf Klubebene endet, muss sie es
zwangsläufig auch auf Länderebene tun. Heißt: Der Weg zum
Weltmeisterschaftstitel im nächsten Jahr ist frei.
Doch ist es zu einfach zu glauben, nur mal eben ein rot-blaues und
ein schwarz-gelbes Puzzleteilchen zusammenzusetzen, und schon ist der
WM-Titel in Sack und Tüten. Denn das ist ja das Schöne im Fußball:
Niemand kann Erfolg garantieren. Er ist stets das Produkt von harter
Arbeit und überlegtem Handeln - und ganz nebenbei beeinflusst von dem
berühmten Quäntchen Glück.
Und schon ist man wieder mittendrin in der beliebten Metapher vom
Fußball und dem richtigen Leben. Bleiben die Jungs konzentriert,
trainieren sie hart, haben sie den Willen zum Erfolg - und läuft
alles gut, wird der "Fußball made in Germany" wieder ein strahlendes
Zukunftsmodell. Und davon könnte man dann echt was lernen.
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