(ots) - Es ist falsch, Ungarn als Keimzelle des
Antisemitismus in Europa anzuprangern. Ähnlich beunruhigende
Entwicklungen gibt es etwa auch in Spanien und Großbritannien.
Dennoch ist unverkennbar, dass sich Ungarn in den vergangenen Jahren
in einen Staat verwandelt hat, in dem Judenhetze wieder hoffähig
geworden ist. Es sind zwar wenige, die ihren Hass offen zelebrieren.
Die versteckte Feindschaft hat aber breite Bevölkerungsschichten
erfasst. Der rechtskonservative Regierungschef Viktor Orban
behauptet, ihn treffe der Vorwurf des Antisemitismus ins Herz. Das
mag sogar stimmen, denn die Signale, die der Jüdische Weltkongress in
Budapest dieser Tage aussendet, schaden Orban und seinem
nationalistischen Populismus. Der Ungar ist allerdings Lichtjahre
davon entfernt, sich dem Rassismus konsequent entgegenzustellen. Im
Gegenteil: Das nationalistische Pathos, mit dem er eine neue
Verfassung schreiben ließ, fördert die unterschwellige Verachtung für
alle Nicht-Magyaren im Land. Es ist deshalb höchste Zeit, den
Anfängen zu wehren - in Ungarn und darüber hinaus in ganz Europa.
Gerade in der Wirtschafts- und Finanzkrise muss es alarmieren, wenn
beachtliche Teile der EU-Bevölkerung dabei die Macht des
internationalen Judentums am Werk wähnen. In Ungarn sind drei Viertel
der Menschen davon überzeugt, dass es so ist. Das sind Werte, wie sie
zuletzt zwischen den Weltkriegen in Europa verbreitet waren. Die EU
muss handeln.
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