(ots) - Man stelle sich nur vor, in Deutschland wäre mehr
als jeder zweite Jugendliche arbeitslos. Ein Aufschrei ginge durchs
Land. Und auf der Regierung würde ein enormer Druck lasten, dem
Problem beizukommen. In Spanien gehört die Perspektivlosigkeit großer
Teile der jungen Generation schon seit Jahren zum traurigen Alltag.
Doch anscheinend ohne Aussicht auf Besserung. Selbst im Frühjahr
2010, als es Spanien wirtschaftlich noch spürbar besser ging als
heute, lag die Jugendarbeitslosigkeit bei mehr als 40 Prozent -
damals so hoch wie in keinem anderen Euro-Land. Vor diesem
Hintergrund ist es zunächst einmal zu begrüßen, wenn Deutschland in
den nächsten vier Jahren rund 5000 junge Spanier fern der Heimat
ausbilden oder ihnen einen Job bieten will. Dass diese Hilfe nicht
ganz uneigennützig zustande kam, liegt auf der Hand. Schließlich
werden Fachkräfte in Deutschland händeringend gesucht. Spanien selbst
freilich ist damit langfristig weniger geholfen. Denn wie soll das
Land aus der Krise kommen, wenn immer mehr junge Leute anderswo ihr
Glück versuchen? Im günstigsten Fall könnten sie gut ausgebildet
wieder in ihre Heimat zurückkehren. Aber dazu braucht es mehr als
ausländische Feuerwehr-Programme. Dazu braucht es eine
wirtschaftliche Erholung des Landes. Hinzu kommt: Der spanische
Arbeitsmarkt ist nahezu zweigeteilt. Während ältere Beschäftigte
praktisch unkündbar sind, kommen jüngere Leute mehr schlecht als
recht in Lohn und Brot. Nur mit Reformen lässt sich daran etwas
ändern. Doch die sind Sache der spanischen Regierung.
Zwischenstaatliche Abkommen wie jetzt mit Deutschland können diesen
notwendigen Prozess lediglich flankieren.
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