(ots) - "Der Tag des Arbeiteraufstands in der DDR am 17.
Juni 1953 ist zu Recht ein wichtiger Tag der gesamtdeutschen
Erinnerungskultur. Er steht für den Versuch des SED-Regimes, totalen
Zugriff auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in der DDR zu
gewinnen". Daran erinnerten heute der Vorsitzende des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und
der Beauftragte des Rates der EKD für Seelsorge und Beratung von
Opfern der SED-Kirchenpolitik, Pfarrer Curt Stauss, mit Blick auf den
bevorstehenden 60. Gedenktag an den Arbeiteraufstand in der DDR vor
60 Jahren am kommenden Montag.
Seit April 1953, so Stauss, sei in der politisch gelenkten Presse
eine Kampagne betrieben worden, die die evangelische Jugendarbeit der
"Jungen Gemeinde" als Tarnorganisation des amerikanischen
Geheimdienstes CIA dargestellt habe. Ziel der DDR-Führung sei es
gewesen, massiven Druck auf die Kirche und die Jugendlichen
aufzubauen. Stauss: "Viele Jugendliche erklärten unter Zwang den
Austritt aus den Kreisen der Jungen Gemeinde und Tausende von
Schülerinnen und Schülern wurden damals von ihren Schulen
ausgeschlossen." Erst am 12. Juni 1953, heute vor genau 60 Jahren, so
Stauss, konnten die relegierten Schüler in den Zeitungen der DDR
lesen, die Maßnahmen gegen die Junge Gemeinde seien aufgehoben. Sie
sollten sich unverzüglich in ihren Schulen einfinden, um das Abitur
abzuschließen. Die Repressionen ebbten so im Laufe des Sommers 1953
ab, doch viele Betroffene waren bereits aus der DDR in den Westen
geflohen. "Die Schuld- und Unterdrückungsgeschichte dieser Zeit im
Vorfeld des 17. Juni 1953 ist in der Erinnerung vieler Menschen bis
heute lebendig", bekräftigte der EKD-Beauftragte.
Nikolaus Schneider betonte, es sei wichtig, an dieses Unrecht zu
erinnern und die oft massiv beeinträchtigten Lebenschancen der Opfer
wahrzunehmen und zu würdigen, denn: "Schülerinnen und Schüler, die
sich zum christlichen Glauben bekannten und sich in der Kirche
engagierten, wurden in der DDR bis 1989 beschämt, verletzt und
ausgegrenzt. Eine Rehabilitation fand auch nach 1989 kaum statt." Das
Lebenszeugnis dieser jungen Menschen, so der Ratsvorsitzende, mache
auch heute Mut, das Evangelium als Kraftquelle zum Widerstand gegen
Ungerechtigkeit und Diskriminierung zu entdecken." Es gelte, so
Schneider abschließend, das Bewusstsein für das DDR-Unrecht und für
die Verfolgung von Christinnen und Christen wachzuhalten.
Nähere Informationen zur Verfolgung der kirchlichen Jugendarbeit
bietet das Buch von Jens Planer-Friedrich und Esther Schabow, "Du
verbaust Dir die Zukunft!" Verfolgte Schüler - Ihre soziale,
individuelle und wirtschaftliche Situation heute. Das Buch ist im
Eigenverlag des Bürgerbüros e.V. für 6 Euro erhältlich. Adresse:
Bürgerbüro e.V., Bernauer Str. 111, 13355 Berlin, Tel: 030/ 463 48
06,
Hannover, 12. Juni 2013
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick
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