(ots) - Massenproteste in Brasilien: Hunderttausende
machen ihren Unmut über die Politik öffentlich. Die ärmsten Bewohner
des Landes leiden unter den sich verschlimmernden Verhältnissen - und
fürchten noch weitere Nachteile durch die Fußball-WM und die
Olympischen Spiele. Viel Geld wird in Sportstätten und Infrastruktur
gesteckt, während Krankenhäuser und Schulen verfallen. Die Menschen
in den Armensiedlungen sehen sich Preissteigerungen und Kriminalität
ausgesetzt. An der Seite der Armen wird die Kindernothilfe mit ihrem
Engagement dort auf keinen Fall nachlassen.
"Es scheint, dass alle verfügbaren Ressourcen in die
Fertigstellung prestigeträchtiger Sportstätten und in die
Infrastruktur gesteckt wurden und noch immer werden", beklagt
Rolf-Robert Heringer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der
Kindernothilfe. "Hingegen wird an anderen, dringend notwendigen
Projekten - wie Schulgebäuden und Gesundheitszentren in Armenvierteln
- praktisch nicht mehr weitergebaut. In Rio de Janeiro gibt es
zahlreiche halbfertige öffentliche Bauvorhaben, die mit dem Recht auf
Bildung und Gesundheit zu tun haben, aber nicht fertig gestellt
werden können, weil die Mittel anderswo eingesetzt werden", so
Rolf-Robert Heringer. Darüber hinaus berichten örtliche
Nichtregierungsorganisationen von deutlich zugenommenen
Korruptionsproblemen rund um die Infrastruktur-Großvorhaben.
Die Menschen in den Armensiedlungen, den so genannten Favelas,
klagen seit Monaten über dramatische Preissteigerungen:
Grundnahrungsmittel, Baumaterialen und Mieten für extrem einfache
Unterkünfte haben massiv angezogen. Dabei benötigen gerade Familien
mit niedrigem Einkommen Zement, Backsteine oder Eisenarmierungen zu
bezahlbaren Preisen, um ihre Wohn- und Lebensbedingungen durch eigene
Anstrengungen etwas zu verbessern.
Gewalt und Drogenhandel bekämpfen die politisch Verantwortlichen
in den Stadtvierteln, in denen die Sportereignisse stattfinden
werden, mit intensiven Polizeioperationen. Doch diese "Befriedung"
findet nicht flächendeckend statt. Die Folge: Gewalttätige Banden und
Drogenhändler ziehen verstärkt in jene Armenviertel, die sich fernab
der Sportstätten befinden. Dort steigt dann das Risiko, Opfer von
Gewalt zu werden, dramatisch. So berichtet eine Mutter, deren Kind in
einem Favela-Projekt der Kindernothilfe am Stadtrand von Rio de
Janeiro Unterstützung findet: "Wir alle hier haben das Gefühl, dass
es Brasiliens Arme sind, die diese WM und die Olympischen Spiele
bezahlen."
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Christian Herrmanny, stellv. Pressesprecher
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