(ots) - Manchmal entlarven sich die Täter anhand ihrer
Worte. Gestern ist Sepp Blatter aus Brasilien abgereist, hinaus aus
dem Land, in dem der Fußball-Weltverband mit dem Confederations-Cup
die Generalprobe für die Weltmeisterschaft 2014 ausrichtet. Blatter
hat harte Tage hinter sich, sechs an der Zahl, in denen sich der
mächtige Chef des Fußball-Weltverbandes mit (ihm lästigen) Protesten
der Bevölkerung Brasiliens auseinander setzen musste. Wieviel
Verantwortung der reiche und umfassende Weltverband in Sachen
sozialer Verantwortung auf sich zu nehmen bereit ist, ist
ausgesprochen: Es sei nicht die Schuld der Fifa, dass es den
Brasilianern so schlecht gehe, sagte Blatter. Das Land habe die WM
gewollt, also haben man auch gewusst, dass dafür Stadien gebaut
werden müssten.
Ja, die Welt des Schweizers ist bisweilen von verdichteter
Wahrheit. Kommt die Fifa in dein Land, wird es größenwahnsinnig
teuer. Nach dem Motto: Wenn es Zwölf schlägt, dann kommt eben auch
der Kuckuck aus der Uhr - da muss sich niemand erschrecken. Dabei ist
die Entwicklung in Brasilien nichts als verständlich. Und es ist ein
Segen, dass die Fifa, die man in Sachen Geschäftsgebaren als
skrupellos bezeichnen darf, diesen Gegenwind immer wieder und nun
deutlicher denn je zu spüren bekommt. Um es klar zu sagen: Die
Menschen demonstrieren nicht gegen den Fußball. Aber sie zeigen, dass
ein schwächelnder Staat nicht gemeinsame Sache mit einer Organisation
machen sollte, die irrwitzige Stadionprojekte und - für sich -
steuerfreie Gewinne einfordert, während Schulen geschlossen werden
und das Leben in den Ausrichterstädten nicht mehr zu bezahlen ist.
Stand jetzt verbrennt Brasilien allein für die zwölf
Fußball-Stadien 3,3 Milliarden Dollar. Das ist drei Mal mehr, als
Südafrika 2010 in der Sehnsucht nach Weltgeltung investiert hat - und
dieses Land leidet noch heute unter den Folgekosten und der geringen
Auslastung der gigantischen Arenen. Das gerät schnell in den
Hintergrund, weil der Fokus weg ist, wenn der Ball nicht mehr rollt.
Aber Südafrika und nun Brasilien sind Eckpunkte einer Entwicklung.
Nicht von ungefähr spielt die Fifa bald WM im streng restriktiv
geführten Russland und im reichen Katar. Dort wird es garantiert
ruhiger für Blatter. Oder für seinen Erben.
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