(ots) - In vielen Teilen der Welt werden Kirchen,
christliche Gemeinschaften und einzelne Gläubige bedrängt, verfolgt
und in ihren Grundrechten - insbesondere in ihrem Recht auf
Religionsfreiheit - verletzt. Daran haben heute in Berlin der
Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin
Schindehütte, sowie der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der
Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick, erinnert.
Bei einer Pressekonferenz stellten Schindehütte und Schick den ersten
"Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit"
vor.
Der "Ökumenische Bericht" wird von der Deutschen Bischofskonferenz
und der EKD gemeinsam herausgegeben. Dieses ökumenische Zeugnis sei
wichtig, so Erzbischof Schick, weil es der Wunsch beider Kirchen sei,
bei diesem Thema gemeinsam zu handeln. "Das Unrecht, das Christen
aufgrund ihres Glaubens erleiden, ist kein konfessionelles Thema. Wir
möchten in der Öffentlichkeit deshalb mit einer Stimme sprechen." Mit
der gebotenen Gründlichkeit und wissenschaftlich nachvollziehbaren
Methoden werde die Einschränkung der Religionsfreiheit von Christen
untersucht. Die Kirchen seien überzeugt, dass den betroffenen
Mitchristen umso besser geholfen werden könne, "wenn wir die
Situationen der Repression tiefer durchschauen und besser verstehen",
beschrieb Erzbischof Schick die Absicht des Berichts.
Die katholische und evangelische Kirche in Deutschland hätten
schon in der Vergangenheit immer wieder auf grundlegende
Menschenrechtsverletzungen und brutale Gewalttaten gegen Christen in
der Welt aufmerksam gemacht, unterstrich Bischof Schindehütte. Die
jährlichen Fürbitten der evangelischen Kirche am Zweiten Sonntag der
Passionszeit (Reminiszere) sowie der katholische Gebetstag für
verfolgte und bedrängte Christen am 26. Dezember seien wichtige
Aktivitäten in den Ortsgemeinden. Daneben setzten sich die Kirchen
jenseits der Öffentlichkeit durch direkte Interventionen bei
Botschaftern und Regierungen für die notleidenden Glaubensgeschwister
ein. Mit dem erstmals vorgelegten Bericht wollten die Kirchen in
Deutschland vor allem Öffentlichkeit und Politik auf die
Bedrohungssituationen und Anfeindungen gegenüber Christen in der Welt
aufmerksam machen. Bischof Schindehütte: "Letzten Endes ist es aus
unserer Sicht nicht entscheidend, wie viele Menschen genau wegen
ihres christlichen Glaubens Opfer von Menschenrechtsverletzungen
werden. Denn jeder einzelne Mensch ist einer zu viel!"
Autor des "Ökumenischen Berichts" ist Dr. Theodor Rathgeber. "In
der Untersuchung werden die Zusammenhänge und Hintergründe
dargestellt, die den Nährboden für Feindseligkeit oder gar Gewalt
gegen Christen bilden. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass dort,
wo die Situationen der Bedrängnis und die ihnen zugrunde liegenden
Strukturen klarer erkannt werden, auch die Chance eines klugen
politischen Engagements wachsen kann, das die Lage der Betroffenen
wirklich verbessert", so Rathgeber. Deutlich werde in dem Bericht,
dass die Restriktionen der Religionsfreiheit in den letzten Jahren
sowohl durch Regierungshandeln als auch durch soziale Anfeindungen in
Europa, dem Mittleren Osten, Nordafrika und der Sub-Sahara-Region
zugenommen haben. Rathgeber zufolge befinden sich die meisten Länder
mit stark negativen Veränderungen in der Sub-Sahara-Region. Europa
und Amerika weisen hingegen die wenigsten Länder mit Restriktionen
auf. Viele Länder mit sehr schlechten Bewertungen sind im Mittleren
Osten und Asien zu finden, das heißt in Gebieten, in denen eine
Religion Privilegien erfährt und andere ausgeschlossen werden. Die
Länderbeispiele führen zu der Schlussfolgerung, dass sowohl von der
Regierung als auch vom sozialen Umfeld ausgehende Beeinträchtigungen
häufig Hand in Hand gehen und sich wechselseitig bestärken.
Die Studie ordnet das Phänomen der Bedrängung und Verfolgung von
Christen in den jeweiligen politischen, sozialen und juristischen
Kontext sowie in die Auseinandersetzungen um Rechtsstaatlichkeit und
den Schutz der Menschenrechte ein. Dies soll auch dazu beitragen,
Stereotypen und Vereinfachungen zu vermeiden und gleichzeitig die
Solidarität von Christen untereinander zu fördern. Auch gelangen
nicht-christliche religiöse Minderheiten in den Blick. Dazu erklärte
Bischof Schindehütte: "Für die christlichen Kirchen gibt es keine
Alternative zum Eintreten für die Religionsfreiheit - und zwar für
alle und an allen Orten. Ich kann nicht einfach für meine bedrückten
Schwestern und Brüder beten und dabei all jene außen vor lassen, die
ebenfalls aufgrund ihres Bekenntnisses Opfer von
Menschenrechtsverletzungen werden." Auch Erzbischof Schick legte dar,
dass den Kirchen aufgegeben sei, den 'um Jesu willen' bedrängten
Christen und allen zu Unrecht Verfolgten solidarisch beizustehen:
"Gefordert ist unser Gebet. Aber auch der aktive Einsatz für die
weltweite Verwirklichung der Religionsfreiheit ist Glaubenspflicht."
Die Deutsche Bischofskonferenz und die EKD unterstreichen in dem
Bericht: "Wo Christen bedrängt werden, ist auch die Freiheit anderer
religiöser Bekenntnisse unter Druck. Wenn wir durch diesen Bericht
die Solidarität mit den verfolgten Mitchristen stärken, wollen wir
allen nahe sein, deren Freiheit und Recht missachtet werden."
Hintergrund: Der "Ökumenische Bericht zur Religionsfreiheit von
Christen weltweit" wird 2013 erstmals gemeinsam von der Deutschen
Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland
herausgegeben. Auf 84 Seiten werden Berichte und vertiefende
Länderbeispiele ausgewertet, um gegenwärtige Trends in der Situation
christlicher Minderheiten darzustellen. Der Bericht ist als Download
unter www.dbk.de und www.ekd.de abrufbereit und kann auch als
Broschüre bestellt werden.
Die Statements von Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Bischof Martin
Schindehütte und Dr. Theodor Rathgeber während der Pressekonferenz in
Berlin finden Sie unter www.dbk.de und www.ekd.de.
Der ökumenische Bericht ist unter www.ekd.de/religionsfreiheit
abrufbar.
Berlin/Hannover, 1. Juli 2013
Pressestelle der EKD
Sven Waske
Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
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