(ots) - Viele gemeinnützige Organisationen haben
Probleme. Aber eine Ehrenamtskrise gibt es in Deutschland nicht. Das
zeigen die ersten Ergebnisse einer Umfrage des Projekts ZiviZ
(Zivilgesellschaft in Zahlen) des Stifterverbandes für die Deutsche
Wissenschaft, der Bertelsmann Stiftung und der Fritz Thyssen
Stiftung. Danach haben Organisationen weniger Schwierigkeiten,
ehrenamtliche Helfer zu finden. Größere Probleme haben sie dagegen
bei der Besetzung ehrenamtlicher Leitungspositionen.
Sandsäcke schleppen, Kuchen backen oder in Internetforen Hilfe
koordinieren - die spontane Hilfsbereitschaft während der
Flutkatastrophe war beispielhaft. Einzigartig auch die organisierte
Hilfe: Es war der größte Feuerwehreinsatz der Bundesrepublik
Deutschland. Das Technische Hilfswerk schickte bis zu 8.000
ehrenamtliche Helfer täglich in die Flutgebiete. Doch zielführende
Hilfe funktioniert während der Katastrophe nur, wenn die Strukturen
auch in Zeiten, in denen es ruhig ist und nichts passiert,
organisiert und gefestigt werden. Ein zeitintensives Engagement für
viele Ehrenamtliche. Deshalb bezweifeln Verantwortliche immer wieder,
ob ein Einsatz in diesem Umfang auch in 10 Jahren noch möglich sei.
Gibt es in Deutschland eine Ehrenamtskrise? Das wollten die
Autoren von ZiviZ wissen und haben rund 4.000 Organisationen
bundesweit danach befragt.
Das Ergebnis: Die meisten befragten Organisationen (69 Prozent)
haben keine größeren Probleme, Freiwillige für ihre Organisation zu
finden. Knapp 60 Prozent sagen auch, sie haben keine Schwierigkeiten,
ehrenamtliche Leitungspositionen zu besetzen. Das heißt aber auch: 40
Prozent haben Probleme damit.
"Die Ergebnisse zeigen, es gibt in Deutschland weniger Probleme
Ehrenamtliche zu mobilisieren als erwartet. Von einer generellen
Krise des Ehrenamts kann man also nicht sprechen", sagt Holger
Krimmer, ZiviZ-Projektleiter beim Stifterverband: "Im Gegenteil: In
den letzten Jahren ist es zu einer Zunahme von Vereinen auf heute
580.000 gekommen. Damit ist auch der Bedarf nach Engagierten, die
bereit sind, als Vorstand Verantwortung zu übernehmen, stark
gestiegen. Der häufig beklagte Mangel von Ehrenamtlichen ist damit
eher eine Begleiterscheinung des Wachstums zivilgesellschaftlicher
Strukturen."
"Wir finden motivierte Ehrenamtliche, aber es wird immer
schwieriger", sagt Manfred Metzger, Landesbeauftragter des
Technischen Hilfswerks. Hier arbeiten bundesweit rund 800
hauptamtliche und 80.000 ehrenamtliche Engagierte. "Das THW hat sich
in den letzten Jahren entwickelt. Wir brauchen gut ausgebildete
Kräfte. Die Technik ist viel komplexer geworden. Für die
Trinkwasser-Aufbereitungsanlage brauchen wir heute Chemiker, für die
Pumpen ausgebildete Techniker. Diese Experten hat man vor 20 Jahren
so noch nicht gebraucht", sagt Metzger. "Gut ausgebildete Fachkräfte
werden bei Katastrophen direkt aus dem Alltag heraus abgerufen. Das
bedeutet, die Mitwirkung im THW - gerade auch als Führungskraft -
erfordert von Familie, Freunden und beruflichen Umfeld viel
Verständnis, Rücksichtnahme, Einfühlungsvermögen und Unterstützung."
Gut aufgestellt ist der Bereich Bevölkerungs- und
Katastrophenschutz im demografischen Wandel. Mehr als jeder Zehnte
(14 Prozent) ist beim Bevölkerungs- und Katastrophenschutz unter 18
Jahre alt. Das sind sogar mehr als beim Sport (6 Prozent). Die
Autoren der ZiviZ-Umfrage widerlegen auch die These: Junge
ehrenamtliche Helfer denken nur an ihr persönliches Weiterkommen und
sträuben sich gegen zeitintensives Engagement. 60 Prozent der
befragten Organisationen verneinen diese Aussage. Von ihnen sagen
sogar 37 Prozent, diese These treffe gar nicht zu. Nur 20 Prozent
sehen das anders.
"Wir freuen uns darüber, dass wir das Interesse bei der jungen
Generation wecken können", erklärt Manfred Metzger vom THW. "Aber das
reicht nicht. Das THW hat inzwischen Programme aufgesetzt, die sich
an ältere Menschen, an Freiwillige mit Migrationshintergrund und vor
allem an Frauen richten." Denn die findet man selten beim
Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Unter fünf Engagierten gibt es
hier nur eine Frau (19 Prozent). Zum Vergleich: Im Bereich Sport sind
es 31 Prozent, beim Umwelt- und Naturschutz 34 Prozent, bei Bildung
und Erziehung 50 Prozent und im Bereich Soziale Dienste 55 Prozent.)
"Dabei liegt hier ein großes Potential. Wir haben herausgefunden,
je mehr Frauen in den Organisationen sind, desto höher ist auch der
Anteil junger Engagierter in den Organisationen", erklärt Holger
Krimmer, ZiviZ-Projektleiter beim Stifterverband.
Der ZiviZ-Survey ist ein gemeinsames Projekt des Stifterverbandes,
der Bertelsmann Stiftung und der Fritz Thyssen Stiftung. Als
Grundlage für die Umfrage hat ZiviZ (Zivilgesellschaft in Zahlen) die
organisierte Zivilgesellschaft unter die Lupe genommen und erstmals
alle ehrenamtlichen Organisationen in Deutschland statistisch
erfasst.
Weitere Informationen zum ZiviZ-Survey gibt es online unter:
www.ziviz.info oder unter www.stifterverband.de
Pressekontakt:
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