(ots) - Bradley Manning und Edward Snowden haben
vordergründig ein paar Gemeinsamkeiten. Beide blicken auf eine
schwierige Jugend zurück und wollten einmal Soldaten werden.
Desillusioniert entschlossen sie sich, Staatsgeheimnisse an die große
Glocke zu hängen. Manning erwartet sein Urteil in dem Militärprozess.
Snowden müsste bei einer Rückkehr in die USA seinerseits damit
rechnen, vor den Kadi gezerrt zu werden. Soweit die Gemeinsamkeiten.
Ansonsten könnten die Männer nicht verschiedener sein. Der
Wikileaks-Lieferant wollte zeigen, dass die US-Regierung dem Volk
keine Geheimnisse vorenthalten kann. Snowden ging es darum, den
Bürgern zu helfen, private Geheimnisse vor der Regierung zu schützen.
Das Problem bei Manning besteht darin, dass er unmöglich wissen
konnte, was in den 700 000 Dokumenten stand, die er weitergab. Seine
Annahme, Regierungen dürften keine Geheimnisse haben, ist rundherum
falsch. Hätte er sich auf ausgewählte Informationen beschränkt,
stünde es anders um ihn. Manning jedoch wegen "Feindeshilfe" zu
verurteilen, ist kehrseitig eine Ãœberreaktion des Staates. Auf dem
Spiel steht die Zukunft des investigativen Journalismus. Es bleibt zu
hoffen, dass die Militärrichterin das nötige Augenmaß hat, das der
Regierung fehlt. Und auch bei Snowden vermissen lässt. Der
"Whistleblower" hat bewusst gegen Gesetze verstoßen, um aufzudecken,
wie die Geheimdienste systematisch Verfassungsgarantien untergraben.
Snowden hat niemanden verraten, sondern den Verrat an den Bürgern
aufgedeckt.
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