(ots) - Am 8. Mai 2010 klingelt im niedersächsischen Haren
an der Ems in der Reederei OMCI das Telefon. Der Kapitän eines ihrer
Schiffe meldet sich aufgeregt: "We are under piracy attack!"
Somalische Piraten haben den deutschen Chemikalientanker "Marida
Marguerite" entführt. Was in den kommenden fast acht Monaten folgt,
ist die längste Schiffsentführung der jüngeren deutschen
Seefahrtsgeschichte und eine Tragödie, die in Folterungen der
Besatzung durch die Piraten gipfelt.
Der Sendung "Panorama - die Reporter" ist es anhand von exklusiv
vorliegenden Original-Tonaufzeichnungen der Lösegeldverhandlungen
gelungen, die Entführung erstmals zu rekonstruieren. Früh schon
fordert der Verhandlungsführer die Summe von 15 Millionen Euro und
warnt: "Wenn nicht gezahlt wird, werden furchtbare Dinge passieren,
wie sie noch kein Mensch gesehen hat. Für die Piraten ist es ein
Leichtes, die ganze Crew zu töten." Im selben Telefonat fordern die
Piraten eine Geisel auf, den Druck zu erhöhen: "Ich bin in
Lebensgefahr. Die ganze Mannschaft wird bedroht, alle sind
Lebensgefahr", so das Crewmitglied.
Die Piraten gingen an Bord der "Marida Marguerite" mit großer
Brutalität vor, führten Scheinhinrichtungen durch und folterten die
Crew. So wurden mehreren Männern die Genitalien mit
Plastik-Kabelbindern abgeschnürt. Nach Aussagen des LKA Niedersachsen
und der Reederei, die sich inzwischen umbenannt hat, war man sich der
tatsächlichen Gefahr nicht bewusst, da man die Drohungen für übliche
Verhandlungstaktik hielt.
Neben den Drohungen der Piraten und den Lebenszeichen der
Besatzung belegen die Tonaufzeichnungen auch wochenlange
Hängepartien, Gefeilsche um das Lösegeld und Plaudereien zwischen den
Unterhändlern. So fragt der Verhandlungsführer der deutschen
Reederei, ob er vielleicht mal einen Urlaub in Somalia machen könne.
"Ja, das wäre wunderbar", antwortet der Sprecher der Piraten unter
Gelächter, "und ich würde Ihnen versprechen, dass Sie nicht entführt
werden."
Nach fast acht Monaten endete die Geiselnahme kurz nach
Weihnachten 2010. Gegen ein Lösegeld von 5 Millionen Dollar gaben die
Piraten das Schiff wieder frei.
Für "Panorama - die Reporter: Das Folterschiff" haben die Autoren
Sabine Puls und Christian von Brockhausen u. a. mit ehemaligen
Geiseln und LKA-Ermittlern aus Hannover gesprochen - sie sahen
erstmals das gesamte Ausmaß der Entführung, als sie an Bord des
Schiffes gingen. Das NDR Fernsehen zeigt die Dokumentation am
Dienstag, 6. August, um 21.15 Uhr.
Hinweis: Den Film "Panorama - die Reporter: Das Folterschiff"
können Sie sich im Vorführraum des NDR Presseportals bereits ansehen
(NDR.de/presse).
"Panorama - die Reporter": Dienstag, 6. August, 21.15 Uhr, NDR
Fernsehen
Weitere Informationen zur Sendung finden Sie unter www.panorama.de
Fotos: ARD-Foto.de
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