(ots) -
Sperrfrist: 05.09.2013 01:00
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Eine renommierte deutsche Privatbank hat offensichtlich eine
wichtige Rolle bei einem Fall massiver Steuerhinterziehung in
Göttingen gespielt. Nach Recherchen des Radiosenders NDR Info hat
eine Tochter des Bielefelder "Bankhaus Lampe" jahrelang hohe
Bargeldtransfers für drei Göttinger Geschäftsleute über Konten einer
Briefkastenfirma mit Sitz auf Mauritius vorgenommen. Ermittlungen der
Braunschweiger Steuerfahndung zufolge haben sich die Unternehmer
unversteuerte Provisionen aus der Vermittlung von Finanzgeschäften in
bar auszahlen lassen. Die Göttinger Geschäftsleute sind Beschuldigte
in einem steuerstrafrechtlichen Verfahren und sollen über eine
Million Euro Steuern nachzahlen.
Das traditionsreiche Bankhaus Lampe gehört der Unternehmer-Familie
Oetker. Deren Firmengruppe umfasst unter anderem Dr. Oetker, die
Henkell Sektkellerei sowie die Brauerei Radeberger. Bis 2008 haben
die damaligen Lampe-Töchter Lampebank International S.A. in Luxemburg
und Atlantic Vermögensverwaltungsbank AG in Zürich die Armadale PLC
auf Mauritius verwaltet und ihre Konten geführt. Das belegen
Bankunterlagen, die NDR Info vorliegen. Demnach wurden allein 2005
bis 2008 auf einem Konto mehr als 1,4 Millionen Euro in hohen
Einzelbeträgen bar ein- und ausbezahlt. Nach Angaben eines der drei
Beschuldigten holten Atlantic-Mitarbeiter hohe Bargeldsummen
persönlich in Göttingen ab und schrieben sie den Schweizer Konten der
Armadale PLC gut. Die Offshore-Gesellschaft im verschwiegenen
Steuerparadies Mauritius sei den Göttingern von der Lampebank
International S.A. angeboten und übertragen worden, sagte der
Geschäftsmann. Als besonderen Kundendienst kaufte ein Bankberater im
Auftrag eines der Unternehmer offenbar sogar in Zürich eine "Luminor
Marina" des Luxusuhren-Herstellers Panerai - laut Bankbeleg für 5600
Schweizer Franken in bar.
Diese Aussagen und Dokumente liegen der Braunschweiger
Steuerfahndung vor. Ãœber Ermittlungen gegen die Bank oder die Berater
ist jedoch nichts bekannt, bestätigten fünf potenziell zuständige
Staatsanwaltschaften NDR Info. Nach Einschätzung des früheren
Sachgebietsleiters der Steuerfahndung Frankfurt, Frank Wehrheim,
sollten die deutschen Behörden Ermittlungen einleiten. "Das ist
eindeutig Beihilfe zur Steuerhinterziehung", sagte er. Der Göttinger
Fall sei dabei kein Einzelfall, aber "starker Tobak", da er von
"hoher krimineller Energie" zeuge. Die niedersächsischen
Finanzbehörden beantworteten Fragen mit Verweis auf das
Steuergeheimnis nicht. Der hauptzuständige Bankberater arbeitet seit
2008 in leitender Position bei einer Schweizer Großbank. Der Deutsche
erklärte, er habe weder "an grenzüberschreitenden
Bargeldtransaktionen mitgewirkt" noch wisse er von Transaktionen, die
auch nur "möglicherweise" den Bereich Geldwäsche oder
Steuerhinterziehung berühren könnten. Detailfragen beantwortete er
nicht. Das Bankhaus Lampe wollte mit Berufung auf das Bankgeheimnis
keine Auskunft zum konkreten Fall geben, erklärte aber, die
"angesprochenen Dienstleistungen sind nicht Bestandteil unseres
Geschäftsmodells".
Nach den Enthüllungen des internationalen Rechercheprojekts
"Offshore Leaks" im April, u. a. durch den NDR und die Süddeutsche
Zeitung, wird die Rolle von Banken bei Geschäften in Steueroasen
verstärkt diskutiert. Politiker und Experten werfen Geldinstituten
vor, der Verschleierung von Geldströmen Vorschub zu leisten und
Straftaten wie Steuerhinterziehung und Geldwäsche zu begünstigen.
Rückfragen an: NDR Info Reporterpool, Christoph Heinzle, Tel.:
040/4156-2885 und Benedikt Strunz, 040/4156-3409.
4. September 2013
Pressekontakt:
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