(ots) - Alles nur "grüner Alarmismus", eine gigantische
Kampagne der Öko-Energie-Lobby, die pure Lust an Untergangsszenarien?
Ja, wenn man die Warnungen des neuesten Berichts des Weltklimarates
so einfach in den Wind schlagen könnte. Einfach Augen zu und so
weiter gemacht wie bisher. Dabei können sich notorische Zweifler des
Klimawandels immerhin darauf berufen, dass es im vergangenen
Jahrzehnt im Durchschnitt ja gar nicht so weiter ging mit der
Erderwärmung, wie befürchtet. Alles nur halb so schlimm, oder? Die
Crux an der zuletzt fast vergessenen Herausforderung des weltweiten
Klimawandels ist es, dass die Veränderungen bei uns kaum spürbar und
im Zeitlupentempo vor sich gehen. Zwar sind die wissenschaftlichen
Beweise und die Bilder von abschmelzenden Gletschern, zurückgehender
Eismassive in Arktis und Antarktis, auf Grönland oder in den Alpen
erdrückend, doch dieser tiefgreifende Wandel vollzieht sich
gewissermaßen unbemerkt vom allgemeinen Bewusstsein und allgemeiner
Wahrnehmung. Er wird immer wieder ausgeblendet. Spektakulär sind
dagegen die direkten Folgen, sind Hochwasser, Stürme, aber auch
Trockenheit. Überhaupt Wetterextreme, die die Klimaveränderungen
bestätigen, ihnen aber auch zu widersprechen scheinen. Doch das
jeweilige Wetter ist keine direkte Folge des Klimas. Die sich
häufenden Wetterkapriolen sind jedoch tendenziell eine Folge des
Klimawandels. Es mag in der Langfristigkeit der Klimaveränderungen
begründet sein, dass das Thema auch nicht jeden Tag auf der Agenda
der Politik steht. Es sei denn, es schwappten wieder einmal die Donau
oder die Elbe über die Schwelle. Im Bundestagswahlkampf wurde das
Thema nicht einmal von den Grünen nach vorne geschoben, von den
anderen Parteien ganz zu schweigen. Angela Merkel hat sich zwar als
"Klimakanzlerin" feiern lassen und die Bundesregierung gefällt sich
in der Vorreiterrolle im Klimaschutz. Doch all das ist, gemessen an
den wirklichen Herausforderungen, relativ. Relativ wenig, nämlich.
Weil die Wirtschaft im vergangenen Jahr boomte, stiegen auch die
Emissionen von Treibhausgasen wieder an. Die hoch entwickelte
Europäische Union hat zumindest relativ verbindliche Minderungsziele
bis 2020 vereinbart, doch schon um deren Einhaltung steht es nicht
zum Besten. Noch ehrgeizigere Klimaziele bis 2030 werden von
einzelnen Staaten, wie etwa Polen, blockiert. Vom größten
"Klimasünder" USA, wo pro Kopf etwa doppelt so viel Kohlenstoffdioxid
ausgestoßen wird wie in Deutschland, ganz zu schweigen. Freilich
hilft es in der Klimapolitik nicht weiter, mit dem Finger auf andere
zu zeigen. Die internationale Gemeinschaft tut sich seit mehr als 20
Jahren, als der Kyoto-Klimaschutz-Prozess begann, schwer damit,
wirkliche Konsequenzen zu ziehen. Aber gerade aufstrebende
Schwellenländer, China, Indien, Brasilien, schauen auf Europa.
Schaffen es die Europäer, vor allem die Deutschen, eine wirkliche
Energiewende hin zu erneuerbaren Quellen hinzubekommen oder nicht? Es
gibt erste hoffnungsvolle Anzeichen dafür, dass auf der nächsten
Weltklimakonferenz in Paris 2015 es doch eine verbindliche
Verpflichtung für die Reduzierung von Treibhausgasen geben könnte.
Wie weit sie geht und wie wirksam sie sein könnte, werden erst die
nächsten Jahrzehnte zeigen. Die Klima-Uhr tickt unaufhaltsam weiter.
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