(ots) - Die Mehrheit der Rektoren und Präsidenten
aller deutschen Hochschulen schätzt die Lage und Perspektive ihrer
Hochschulen noch positiv ein. Allerdings sehen sie die Finanzlage
zunehmend kritisch und fordern eine stärkere Beteiligung des Bundes.
Das ergibt das aktuelle Hochschul-Barometer des Stifterverbandes für
die Deutsche Wissenschaft.
Gedämpft wird die Stimmung durch die finanzielle Lage der
Hochschulen. Fast jeder zweite Hochschulleiter (45 Prozent) bewertet
im Jahr 2012 die Finanzsituation seiner Hochschule negativ. Das sind
deutlich mehr als 2011 (16 Prozent). Auch für die Zukunft sehen die
Befragten keine Erholung. Im Gegenteil: Rund die Hälfte glaubt, die
finanzielle Situation werde sich in den kommenden Jahren weiter
verschlechtern. Das Geld fehle vor allem bei Bau- und
Sanierungsvorhaben und beim Personal.
Beim Hochschul-Barometer können die Leiter der staatlichen und
staatlich anerkannten Hochschulen auf einer Skala von -100 bis +100
ihre aktuelle Lage und Perspektive bewerten. Schwerpunkt der Umfrage
2012 war die Hochschulfinanzierung.
Auffallend ist die starke Diskrepanz zwischen den schlecht
eingeschätzten Rahmenbedingungen (Finanzierung, Ausstattung,
Personal) und der Wettbewerbsfähigkeit.
Trotz der kritischen finanziellen Lage sieht sich die große
Mehrheit der Befragten im Wettbewerb besser (+41) aufgestellt als
noch ein Jahr zuvor. (2011: +31). Vor allem die Wettbewerbsfähigkeit
in der Lehre sehen mehr als 80 Prozent der Hochschulen positiv. Das
ist sogar der höchste Zufriedenheitsfaktor (+62) im aktuellen
Hochschulbarometer.
Der immer wiederkehrende Ruf, den Wettbewerb bei der
Hochschulfinanzierung zu reduzieren, findet keine breite
Unterstützung unter den Präsidenten und Rektoren. Sie finden den
Drittmittelanteil von 17 Prozent angemessen. Die staatlichen
Universitäten erhoffen sich sogar mehr Drittmittel für mehr
Gestaltungsspielraum. Dagegen fühlen sich die erfolgreichen
Elite-Universitäten ermüdet vom Drittmittel-Wettbewerb und fordern
eine Erhöhung der Grundfinanzierung.
Allgemein ist die Stimmung unter den Hochschulleitungen im Jahr
2012 noch gut, aber nicht mehr so gut wie noch ein Jahr zuvor. Sie
schätzen ihre aktuelle Situation mit +25 Punkten ein und die
zukünftige Lage mit +19 Punkten. Das ergibt einen allgemeinen
Zufriedenheitswert von +22 im Jahr 2012. Im Jahr 2011 waren es noch
+25. Staatliche Hochschulen schätzen ihre Lage kritischer ein (+9)
als private Universitäten, kirchliche Hochschulen und private
Fachhochschulen (bis zu +47).
Die überwältigende Mehrheit der Hochschulleitungen (90 Prozent)
fordert eine stärkere Beteiligung des Bundes an der
Hochschulfinanzierung. Voraussetzung wäre die Abschaffung des
Kooperationsverbots. Gewünscht wird insbesondere ein Zusatzbeitrag,
der sich an der Anzahl der Studierenden orientiert. Laut Umfrage ist
der Wettbewerb zwar gut verankert in der Hochschulkultur, aber
bessere Wettbewerbsbedingungen wären dringend notwendig. So sollten
Drittmittel künftig die vollen Projektkosten abdecken, um wirklich
zusätzliche Finanzierungsspielräume zu schaffen. Sie müssten
langfristiger angelegt werden und sich stärker an der Lehre
orientieren.
Das Hochschul-Barometer ist ein Stimmungsbarometer deutscher
Hochschulleitungen. In einer jährlichen, repräsentativen Umfrage will
der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft von allen Rektoren
und Präsidenten staatlicher und staatlich anerkannter Hochschulen in
Deutschland wissen, wie sie ihre momentane Lage und ihre Perspektiven
einschätzen. Die Antworten werden, ähnlich wie beim
Ifo-Geschäftsklimaindex, auf einer Bewertungsskala von -100
(negativster Wert) und +100 (positivster Wert) dokumentiert, Trends
herausgefiltert.
Weitere Informationen finden Sie unter www.hochschul-barometer.de
Pressekontakt:
Peggy Groß
Pressereferentin
Tel.: (030) 32 29 82-5 27
E-Mail: peggy.gross(at)stifterverband.de