(ots) - Die lange Suche des 1. FC Nürnberg nach einem
Trainer ist keine Fehlleistung, sondern ein Gütesiegel.
Der 1. FC Nürnberg hat seine Wahl getroffen. Gertjan Verbeek soll
den abstiegsgefährdeten Fußball-Bundesligisten retten. 14 Tage hat
der FCN für seine Wahl gebraucht. Zu lang für eine solch sportlich
angespannte Lage, mögen Kritiker sagen. Tatsächlich ist dies aber ein
gutes Zeichen für den Entwicklungsstand des 1. FC Nürnberg. Vergangen
scheinen die Zeiten, in denen der Club auf die sogenannten
"Feuerwehrmänner" angewiesen zu sein glaubte. Fast schon reflexartig
wurde auch diesmal der Name des einstigen Oberlöschmeisters der Liga,
Felix Magath, ins Gespräch gebracht - doch eine ernsthafte Variante
war er wohl nie. Nicht nur wegen der hohen Gehaltsvorstellungen, die
Magath gehabt haben dürfte, - vor allem aber, weil "Quälix" einfach
nicht mehr zum "neuen" 1. FC Nürnberg passt. Der Club im Jahr 2013,
das ist ein professioneller Verein, der auch in Krisenzeiten wie den
aktuellen nicht mehr derart ins Wanken kommt, dass er von einer
Peinlichkeit zur nächsten stolpert. Das beweist der Blick auf die
Zahlen. 750 000 Euro Gewinn erwirtschaftete der Club im vergangenen
Geschäftsjahr, wie die Mitglieder zuletzt erfuhren. Das beweist aber
auch der Blick auf das Vorgehen des Vereins bei der Suche nach einem
Nachfolger für das entlassene Trainerduo Michael Wiesinger und Armin
Reutershahn. Dass so eine für Bundesliga-Verhältnisse lange Suche
nicht über die Bühne gehen konnte, ohne angesichts der vielen in den
Medien zwangsläufig gehandelten Namen den Eindruck von Chaos zu
erwecken, war klar. Dies hätte sich nur verhindern lassen, wenn der
Club die schnelle, die scheinbar einfache Lösung mit einem der
üblichen Verdächtigen gewählt hätte. Hat er aber nicht. Die Botschaft
dahinter: Der 1. FC Nürnberg ist ein gefestigter Verein, der
inzwischen auch in schwierigen Situationen daran glaubt, nicht
überstürzt handeln zu müssen. Die Handschrift, die diese Botschaft
trägt, ist jene von Manager Martin Bader. Der Leib gewordene Ruhepol
des FCN ist es allen voran, der seit Jahren im Zusammenspiel mit
Finanzvorstand Ralf Woy den Verein von einem Chaosklub hin zu einem
etablierten Bundesligisten entwickelt hat. Dass der FCN nun doch
wieder in einer Situation steckt, die ihn der 2. Bundesliga
bedrohlich nahe bringt, ist indes kein Beweis für eine grundsätzliche
Fehlentwicklung, wie sie Bader in den Nachwehen der
Wiesinger-Entlassung teils vorgeworfen wurde. Sicher ist der als
"harter Hund" titulierte 51-jährige Verbeek eine Abkehr vom Modell
des jungen und eher verbindlichen Trainers, wie Wiesinger einer war.
Doch insgesamt ist die Lage des FCN vielmehr ein Beweis für die
Stärke der Bundesliga und dass eben auch in anderen deutschen
"Fußballunternehmen" professioneller als je zuvor gearbeitet wird.
Umso wichtiger scheint in dieser Hinsicht die Verpflichtung der
Person Verbeeks zu sein - bei aller Vorsicht, die bei einem neuen, in
der Bundesliga unbekannten Trainer auch angebracht ist. Allen ersten
Informationen aus dem Nachbarland nach handelt es sich bei dem
51-Jährigen vor allem um einen Coach, der über die ausgeprägte
Fähigkeit verfügt, Spieler, Teams und Vereine zu entwickeln. Eine
Fähigkeit, die für einen Verein wie den FCN in einer aufstrebenden
Bundesliga stärker als je zuvor gefordert ist, und die in der kurzen
Episode Wiesinger/Reutershahn nicht zu erkennen war. Dass mit der
Verpflichtung von Gertjan Verbeeks wie bei jedem neuen Trainer auch
ein Risiko einhergeht, ist nicht von der Hand zu weisen. Doch es ist
ein gut kalkuliertes. Das ist es, was die FCN-Fans eigentlich froh
stimmen sollte in diesen Tagen. Abstiegsgefahr hin oder her.
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