(ots) - Es hĂ€tte ein gemĂŒtlicher Gipfel werden sollen:
Entscheidungen standen nicht an und kontroverse Themen schafften es
erst gar nicht auf die Agenda. Doch wie so oft wirbelte ein Aufreger
in letzter Sekunde alles durcheinander. Der vermutliche Lauschangriff
auf Angela Merkels Handy hat die EU schockiert. Doch die allgemeine
Empörung auf die AffĂ€re dĂŒrfte auch etwas Gutes bewirken: Nach
quÀlenden Monaten des Stillstands kommt endlich Bewegung in den
Umgang der EU mit dem SpÀh-Skandal. Bleibt zu hoffen, dass sich der
Eifer auch auf die zahlreichen Baustellen in der Eurozone auswirkt.
Nötig wÀre es dringend. Es waren kraftvolle Auftritte, die viele der
EU-Staats- und Regierungschefs bei der Ankunft am BrĂŒsseler
RatsgebÀude demonstriert haben. Die Wut auf die widerlichen
SpĂ€hmethoden der Amerikaner schweiĂt die sonst so zerstrittenen
EuropÀer zusammen. Das wird am Ende vor allem der Bundeskanzlerin
nĂŒtzen. Dass die NSA ausgerechnet Merkels Handy angezapft haben soll,
untermauert den FĂŒhrungsanspruch der Kanzlerin in Europa. Wenn sie
klug ist, nutzt sie diese Dynamik, um dem umstrittensten Punkt der
Bankenunion, dem Abwicklungsmechanismus, doch noch ihren Stempel
aufzudrĂŒcken. Vor Merkel liegt nun eine schwierige Gratwanderung:
Einerseits muss sie den Schuldenstaaten weitere zu Strukturreformen
abverlangen. Andererseits muss sie aufpassen, dass sie dafĂŒr keinen
ĂŒberteuerten Preis zahlt. Deutsche Steuergelder sollten nicht auf
BrĂŒssels Wink hin zur Bankenrettung genutzt werden.
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