(ots) - Nach schweren Kämpfen und Luftangriffen im Bezirk
Al Safira bei Aleppo haben die medizinischen Einrichtungen in der
Stadt vom 1. bis 15. Oktober 76 Tote registriert. 450 Verletzte
wurden dort innerhalb von fünf Tagen behandelt. Diese Kliniken werden
von Ärzte ohne Grenzen unterstützt, die Organisation hat aber dort
keine eigenen Mitarbeiter. 34 Verwundete aus Al Safira wurden in
einem von Ärzte ohne Grenzen selbst betriebenen Krankenhaus in der
Region Aleppo behandelt. 130.000 Bewohner des Bezirks Al Safira sind
vor den Angriffen, die am 8. Oktober begannen, geflohen. Die
humanitäre Hilfe für die Vertriebenen reicht bei Weitem nicht aus.
"Diese extrem brutalen Angriffe zwangen Menschen, die wegen des
Bürgerkrieges bereits geflohen waren, zu einer weiteren Flucht", sagt
Marie-Noëlle Rodrigue, Leiterin der Projektabteilung von Ärzte ohne
Grenzen in Paris. Fast die gesamte Zivilbevölkerung der Stadt Al
Safira und der umliegenden Flüchtlingslager, in denen Ärzte ohne
Grenzen Hilfe leistete, ist geflohen. "Diese Menschen kommen nun in
Gebiete, in denen sich bereits viele Vertriebene aufhalten und wo
sehr wenige Hilfsorganisationen mit einer großen Notlage konfrontiert
sind", so Marie-Noëlle Rodrigue.
Viele Menschen sind in die Stadt Manbij nordöstlich von Aleppo
geflohen. Freiwillige Helfer des Roten Halbmonds haben dort insgesamt
fast 200.000 Vertriebene registriert. Sie schätzen die Zahl der neu
Angekommenen auf 100.000, haben aber die Registrierung abgebrochen,
weil sie keine Hilfsgüter für sie haben. Die Kapazitäten zur Aufnahme
von Vertriebenen in der Gegend sind völlig erschöpft. Viele Familien
wurden in öffentlichen Gebäuden oder in landwirtschaftlichen
Betrieben untergebracht. In unfertigen Häusern ohne Türen und Fenster
leben bis zu zehn Familien in einer Wohnung. Andere wurden in einem
eilig errichteten Lager auf einem Parkplatz mit nur einer Toilette
untergebracht. Die Vertriebenen kamen völlig mittellos und stehen nun
vor einem weiteren Kriegswinter.
Ärzte ohne Grenzen leistet weiterhin Nothilfe und versorgt
Menschen, die verletzt oder vertrieben wurden. Die Organisation ruft
andere Hilfsorganisationen dazu auf, mehr humanitäre Hilfe zu
leisten. Denn die Hilfe, die aktuell für die Bevölkerung in äußerst
schwierigen Lebensbedingungen geleistet wird, ist nicht ausreichend.
Die Teams von Ärzte ohne Grenzen, die sowohl aus internationalen
als auch aus syrischen Mitarbeitern bestehen, sind aktuell in sechs
Krankenhäusern und mehreren Gesundheitszentren im Norden des Landes
tätig. Von Juni 2012 bis September 2013 haben die Teams mehr als
90.000 medizinische Behandlungen durchgeführt, sie haben rund 4.500
Operationen geleistet und 1.400 Geburten begleitet.
Pressekontakt:
Pressekontakt: Stefan Dold, 030 700 130 239,
stefan.dold(at)berlin.msf.org
Aktueller Terminhinweis:
Heute beginnt der Humanitäre Kongress in Berlin, der bis Sonntag
dauert - auch mit einer Podiumsdiskussion zu Syrien. Infos und
Livestream:
http://humanitarian-congress-berlin.org/