(ots) -
Sperrfrist: 31.10.2013 19:00
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Achtung! Es gilt das gesprochene Wort
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Nikolaus Schneider, hat am heutigen Reformationstag in
Heidelberg die Martin-Luther-Medaille des Rates der EKD an Prof. Dr.
Jerzy Buzek verliehen. Die Preisverleihung an den ehemaligen
polnischen Ministerpräsidenten und ehemaligen Präsidenten des
Europäischen Parlaments fand im Zusammenhang mit einem
Festgottesdienst in der Heiliggeistkirche statt. Die Laudatio auf den
Geehrten hielt die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Dr.
Ursula von der Leyen.
Nikolaus Schneider erinnerte in seiner Ansprache zur Verleihung
der Medaille daran, dass Buzek als einer der "führenden Köpfe" in den
achtziger Jahren des vergangenen Jahrhun-derts in der ersten freien
Gewerkschaft in Osteuropa, der "Solidarność" aktiv war, die
zu den "Wegbereiterinnen für den Fall des Eisernen Vorhangs" gehört
habe. Als Mitglied der Evan-gelisch-Augsburgischen Kirche in Polen
habe sich Buzek in seinem politischen Leben von der Ãœberzeugung
leiten lassen, dass Christinnen und Christen auch zur Verantwortung
für politische Strukturen gerufen seien.
Der Ratsvorsitzende hob hervor, dass Buzek während seiner Zeit als
EU-Parlamentspräsi¬dent in besonderer Weise als "Förderer des Dialogs
zwischen den Kirchen und den EU-Institutionen" in Erscheinung
getreten sei: "Dass die Europäische Union mehr als ein ökono-mischer
Interessenverband, sondern nach wie vor das europäische
Friedensprojekt ist, war in Ihrem Wirken als Präsident des
Europäischen Parlaments immer als Grundüberzeugung erkennbar", sagte
Schneider und weiter: "Der Gedanke eines solidarischen und sozialen
Mit-einanders war Ihnen besonders in Zeiten der Staatsschuldenkrise
und drohender Entsolida-risierung ein wesentliches, auch persönliches
Anliegen." Zudem erinnerte der Ratsvorsit¬zende an Buzeks Einsatz als
polnischer Ministerpräsident für die Errichtung des Internatio¬nalen
Zentrums für Menschenrechtsfragen in Oświęcim (Auschwitz).
Schneider: "Damit ha¬ben Sie dem Gedenken an die Verbrechen und Opfer
des Holocaust einen festen Ort verliehen".
In ihrer Laudatio würdigte Bundesarbeitsministerin Ursula von der
Leyen den ehemaligen polnischen Ministerpräsidenten Buzek als einen
"Baumeister des neuen Europas". Buzek verkörpere sowohl "die Umbrüche
und schmerzhaften Erfahrungen, die unsere Länder in den vergangenen
Jahrzehnten erfahren haben" als auch "die freudigen Momente und
hoffnungs-vollen Ereignisse einer europäischen Wiedervereinigung".
Die Ministerin erinnerte an Buzeks Verdienste im Ringen um
Freiheit und Demokratie in Polen und sagte: "Die Wiedervereinigung
Deutschlands hätte es ohne den Mut und die Ent-schlossenheit von
Menschen wie Jerzy Buzek nicht gegeben. Damals begann der Bau eines
neuen Europa, in denen sich Menschen frei bewegen können zwischen
Breslau und Belfast, zwischen Tallin und Toledo, in dem sie frei
studieren und arbeiten können, in dem es keine Grenzen mehr gibt."
Als Präsident des Europäischen Parlaments sei Buzek nicht nur "eine
Symbolfigur des vereinten Europas" gewesen, sondern habe tatkräftig
dafür gesorgt, so von der Leyen, "dass die alten und die neuen
Mitgliedstaaten alte und neue Gemeinsamkeiten entdeckten."
Die Ministerin rief dazu auf, dass die Europäer für ihre
Ãœberzeugungen eintreten sollten, auf dass deutlich werde, so von der
Leyen: "Europa ist mehr als Gurkenkrümmung und Glühlampenverordnung."
Europa, so die Ministerin weiter, sei vielmehr ein "großartiger Ort,
um frei und sicher zu leben mit dem selbstverständlichen Recht der
freien Meinungsäuße¬rung und der Religionsausübung, mit einer langen
Tradition der Solidarität und der Subsidiarität und mit einer langen
demokratischen Tradition, die wir täglich neu sichern und verteidigen
wollen." Deshalb, so die Ministerin abschließend, "ist uns Europa
kostbar. Deshalb ist uns Europa so viel wert."
Hannover, 31. Oktober 2013
Pressestelle der EKD Reinhard Mawick
http://www.evangelische-kirche.de/presse/pm163_2013_jerzy_buzek_er
haelt_martin_luther_medaille.html
--- Sperrfrist: 31. Oktober 2013, 18.00 Uhr Es gilt das
gesprochene Wort!
Gottesdienst mit Verleihung der Martin-Luther-Medaille des Rates
der EKD in der Heiliggeistkirche zu Heidelberg am 31.10.2013
Dr. h.c. Nikolaus Schneider
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD)
Sehr geehrter Herr Professor Buzek,
sehr geehrte Frau Bundesministerin von der Leyen, sehr geehrte
Damen und Herren,
die Martin-Luther-Medaille wird seit 2008 und damit heute zum
sechsten Mal verliehen. Der Rat der EKD überreicht sie an
Persönlichkeiten, die, so heißt es in der Begründung des
Ratsbeschlusses:
"haupt- oder nebenamtlich ihre Kraft, ihre Zeit und ihre
Leidenschaft in herausragender Weise in den Dienst ihrer Kirche
gestellt haben und stellen" und damit "durch ihre besonderen Gaben
und ihr besonderes Engagement in der evangelischen Kirche und über
die Grenzen der Kirche hinaus prägend und wegweisend wirksam waren
und sind".
Gleichzeitig feiern wir heute Premiere: Wir verleihen die
Martin-Luther-Medaille zum ersten Mal an einen Preisträger, der kein
Mitglied der EKD, sondern einer europäischen Nachbarkirche ist. Die
ökumenische wie die internationale Dimension der Reformation gerät
damit besonders in den Blick. Die Reformation war von Anfang an eine
grenzüberschreitende Bewegung, die schließlich zur "Weltbürgerin"
geworden ist. Deshalb halte ich es für ein prägendes und wegweisendes
Zeichen, dass die EKD bei ihrer Suche nach Preisträgerinnen und
Preisträgern über ihren nationalen Tellerrand hinausgeblickt hat.
Als Mitglied der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen haben
Sie, lieber Herr Professor Buzek, sich in ihrem bewegten politischen
Leben von der Ãœberzeugung leiten lassen, dass Christinnen und
Christen auch zur Verantwortung für politische Strukturen gerufen
sind. Sie sind diesem Ruf gefolgt - sei es bei Ihrem Eintreten für
Freiheit und Demokratie im kommunistischen Polen oder bei Ihrem
Einsatz für Solidarität und Zusammenhalt im geeinten Europa. So
stellt die Medaillenverleihung am heutigen Abend in gleicher Weise
einen Abschluss des Themenjahres "Reformation und Toleranz" wie auch
eine Ãœberleitung zum beginnenden Themenjahr "Reformation und Politik"
dar, das zeitgleich in Augsburg eröffnet wird.
An drei exemplarischen Punkten, möchte ich Ihr eindrucksvolles
Wirken deutlich machen:
1."Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" - diese Aufforderung,
Interessen und Bedürfnisse der Mitmenschen ebenso wichtig zu erachten
wie die eigenen, ist - gemeinsam mit dem Gebot der Gottesliebe - das
wichtigste Gebot unserer jüdisch-christlichen Tradition. Solidarität
- polnisch: "Solidarność" - ist letztlich nichts anderes
als eine Übersetzung der biblisch geforderten Nächstenliebe in
politisches Handeln. Als einer ihrer führenden Köpfe waren Sie,
lieber Herr Professor Buzek, im Polen der 80er Jahre in der
Solidarność aktiv, der ersten freien Gewerkschaft in
Osteuropa und eine der Wegbereiterinnen für den Fall des Eisernen
Vorhangs.
2.Dass die Europäische Union mehr als ein ökonomischer
Interessenverband, sondern nach wie vor das europäische
Friedensprojekt ist, war in Ihrem Wirken als Präsident des
Europäischen Parlaments immer als Grundüberzeugung erkennbar. Dabei
sind Sie in Ihrer Amtszeit besonders als Förderer des Dialogs
zwischen den Kirchen und den EU-Institutionen in Erscheinung
getreten. Der Gedanke eines solidarischen und sozialen Miteinanders
war Ihnen besonders in Zeiten der Staatsschuldenkrise und drohender
Entsolidarisierung ein wesentliches, auch persönliches Anliegen.
3.Besonders erwähnen möchte ich eine Initiative, die Sie während
Ihrer Amtszeit als polnischer Ministerpräsident ergriffen haben. In
Oświęcim, der Stadt, in dem sich die Gedenkstätten und das
Museum des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau befinden, haben
Sie die Einrichtung eines Internationalen Bildungszentrums für
Menschenrechtsfragen angeregt. Damit haben Sie dem Gedenken an die
Verbrechen und Opfer des Holocaust einen festen Ort verliehen. Dem
Projekt sind Sie bis heute verbunden.
Es ist uns eine ganz besondere Freude und Ehre, dass Sie, verehrte
Frau Bundesministerin, liebe Frau Dr. von der Leyen, die Laudatio auf
Prof. Buzek halten werden. Geboren in Brüssel wurde Europa Ihr
politisches und persönliches "Lebensthema". Immer wieder traten und
treten Sie - kämpferisch und eloquent - für die "Vereinigten Staaten
von Europa" ein. Ihr "Herzblut" für Europa haben Sie als Initiatorin
zahlreicher europäischer Initiativen unter Beweis gestellt.
Gleichzeitig machen Sie aus Ihrem evangelischen Glauben und Ihren
darin gegründeten Überzeugungen keinen Hehl.
Wir freuen uns auf Ihre Worte an und über unseren Preisträger!
Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Reinhard Mawick
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