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Twitter Inc. Business Analyse 2013

ID: 973143

Twitter Inc. Business Analyse 2013: keine Kaufempfehlung möglich

(firmenpresse) -

Sollte alles so laufen, wie geplant, wird die Twitter Inc., ein US-amerikanisches "New Age Unternehmen" mit Sitz in San Francisco (Kalifornien), unter dem 07.11.2013 den Gang an die Börse wagen und etwa 70 Millionen Anteilsscheine streuen. Die Aktien von Twitter sollen an der NYSE (New Yorker Börse) unter dem Kürzel "TWTR" in den Handel eingeführt werden. Twitter entstammt einem Forschungsprojekt des Jahres 2006 mit der Projektbezeichnung "Twttr".

Um was für ein Unternehmen handelt es sich?

Was dieses Unternehmen heute, im Jahr 2013, maßgeblich charakterisiert, kann allerdings niemand exakt sagen – und genau das ist das Problem bei der Analyse von Twitter Inc.:

•Sicherlich bedient Twitter Inc. einen Kurznachrichtendienst, der selbstverständlich in ständiger Konkurrenz zu anderen Varianten nachrichtenbasierter, moderner digitaler Kommunikationsformen steht.

•Andere sehen Twitter Inc. im Oberbegriff sozialer Netzwerke, von denen es zwischenzeitlich zahlreiche Unternehmen gibt, allen voran Facebook, die Nummer 1 der sozialen Netzwerke; aber auch "tumblr." sowie "Alibaba" sind in den Fokus der Analysten und "Social Networker" geraten.

•Wieder andere Marktbobachter erweitern den Funktionsbegriff für Twitter Inc. und definieren dieses Internetunternehmen als eine der 10 meistbesuchten, globalen Websites (Alexa Web-Traffic-Analyse) ein. Demnach wäre Twitter Inc. ein Web-Seitenbetreiber.

Wie verdient Twitter Inc. Geld?

Diese banale Frage nach dem Geschäftsmodell ist durchaus essentiell für eine Unternehmensbewertung. Twitter war ursprünglich als Entwicklungs- und Forschungsprojekt von einigen wenigen „kreativen Köpfen“ im Jahr 2006 konzipiert worden und sollte der internen Kommunikation für Mitarbeiter der Podcasting-Firma Odeo (San Francisco), was auf ein spezielles Intranet schließen lässt. Deshalb lief diese Technik des Twitter-Service seinerzeit direkt auf dem IBM Thinkpad Laptop eines Entwicklers dieses Projektes (Noah Glass). Twitter wurde zu einem Produkt der Firma Obvious und warb mit dem Logan: „Wir würden uns gern mit 140 Zeichen oder weniger bedanken“; damit wurde der Geschäftszweck eines Dienstleisters für Kurznachrichten im Schnittstellenbereich „Neuer Medien und Sozialer Netzwerke“ fundamentiert. Im April 2007 gliederte Obvious Twitter als eigenständiges Unternehmen aus.





Ähnlich wie seinerzeit der Facebook IPO-Auftritt muss auch nun auch Twitter die (berechtigten) Zweifel an seinem Geschäftsmodell ausräumen. Die Werbung kann eine wesentliche Einnahmequelle und Impulsgeber für deutlich steigende Umsätze sein. Allerdings erschließt sich die finanzielle Chronik der letzten Jahre bei Twitter Inc. nur in vagen Umrissen. Das Unternehmen hat schlichtweg versäumt, Statistiken über aktive Accounts zu veröffentlichen, was ein objektives Lagebild erschwert. Bleibt demnach nur die Methode Schätzung und das Heranziehen anderen Quellen:

•Daily user estimates vary as the company does not publish statistics on active accounts. A February 2009 – Compete.com – blog entry ranked Twitter as the third most used social network based on their count of 6 million unique monthly visitors and 55 million monthly visits. In March 2009, a blog (Nielsen.com) ranked Twitter as the fastest-growing website in the Member Communities category for February 2009. Twitter had annual growth of 1,382 percent, increasing from 475,000 unique visitors in February 2008 to 7 million in February 2009. In 2009, Twitter had a monthly user retention rate of forty percent.

Zwar ist es durchaus positiv, wenn Twitter als die am schnellsten wachsende Website wahrgenommen wird (sinngemäße Übersetzung S. Valecchi), was Grundlage für eine Monetarisierung ist; dennoch fehlen konkrete, greifbare Zahlen.

Dieser (schwache) Eindruck wird bestätigt bzw. untersetzt, als das Unternehmen im Rahmen einer Promotion-Kampagne im November 2009 an der Universität von Oxford erklärte, dass ein Börsengang als eine wichtige Möglichkeit betrachtet wird, um Twitter zu einem Unternehmen auszubauen, das es lange Zeit geben wird.

Die Börsenpflichtmeldung musste vor wenigen Tagen von Twitter geändert bzw. überarbeitet werden. Zwar erhöhte sich der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 104 % auf 168,6 Millionen USD. Aber für den Zeitraum von Juli bis September musste das Unternehmen dennoch einen erhöhten Fehlbetrag von 64,6 Mio. USD ausweisen. Im vergangegen Jahr betrug das Minus noch 21,6 Millionen USD. Demnach geht Twitter Inc. mit tiefroten Zahlen 2013 an die Börse.

Beteiligungsverhältnisse und Kapitalgeber

Mit einer guten Geschäftsidee allein kann keine tragfähige, dauerhafte Unternehmenssubstanz geschaffen werden. Woher das Kapital stammt, ist mir jedenfalls nicht klar; sicherlich ist für Einnahmen aus Werbung entscheidend, wie viele Marktteilnehmer regelmäßig diese Dienste von Twitter nutzen. Monatlich etwa 231,7 Millionen User sollen dies sein, was einen Aufwärtstrend mit Blick auf die vergangenen Monate markiert. Technisch bevorzugt werden hierfür das Smartphone sowie Tablet-PC. 70 % der Erlöse sollen aus diesem Geschäft generiert werden; konkrete Zahlen sind indes nur schwer zu bekommen. Die Aussagekraft wird damit selbstverständlich verwässert.

Auch was die Beteiligungsverhältnisse angeht, sieht es nicht besser aus. 2011 wurde über die Medien vermeldet, der Technologiefonds der US-Bank JPMorgan Chase (Digital Growth)wolle sich mit 450 Millionen USD engagieren und sich somit an Twitter Inc. beteiligen. Allerdings wollte JPMorgan sich hierzu nicht äußern. Und Twitter war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Mezzanine-Finanzierungen („Stille Beteiligung“ denkbar)

Informationen über eine „Stille Beteiligung“ von Kapitalgebern sind derzeit nicht greifbar, aber möglich und durchaus denkbar. In einem solchen Fall leistet der „Stille Investor“ seine Einlage in das Unternehmensvermögen und erlangt in der Regel als Gegenleistung eine Gewinnbeteiligung. Die stille Beteiligung ist gerade wegen der vielseitigen Gestaltungsmöglichekiten eine beliebte Form in der Unternehmensfinanzierung. So genannte Mezzanine-Finanzierungen werden zumeist durch stille Beteiligungen realisiert. Der Bilanzausweis für Einlagen von stillen Gesellschaften hängt von der gesellschaftsrechtlichen Ausgestaltung der stillen Beteiligung ab. Da der stille Gesellschafter im Außenverhältnis wünschgemäß nicht in Erscheinung tritt, wird deshalb auch von einer reinen Innengesellschaft gesprochen. Nach außen ändert sich hierbei nichts. Vertretung und Geschäftsleitung bleiben nach außen unverändert.

„Stille Beteiligungsverhältnisse“ werden nicht oft wahrgenommen und unterschätzt, was in der Natur der Sache liegt, sind aber auch in Deutschland durchaus bebliebt und üblich. Denn die meisten der gesetzlichen Regelungen im deutschen HGB zur stillen Gesellschaft sind nicht zwingend anzuwenden. Diese Regelungen sind abdingbar; man spricht insoweit auch von dispositivem Recht.

Es ist unter diesen Bedingungen und in Anbetracht der aktuellen, gesellschaftlichen Diskussion aus meiner Sicht möglich und nicht auszuschließen, dass Kapital- oder Zuschussgeber u. a. auch international agierende Geheimdienste sein könnten, deren Interesse die Abschöpfung von Kommunikation sein dürfte; dann wäre dies als eine stille Subvention zu bewerten. Ein Unternehmen, welches vom Staat der Subvention bedarf, um als Betrieb überleben oder weiter existieren zu können, kann nur in (seltenen) Ausnahmefällen von Business Analysten mit einem positiven Votum rechnen; selbst das Votum „Neutral“ dürfte nur sehr schwer zu begründen sein.

Zudem ist die Art und Weise der Geschäftsführung mit Streitigkeiten der Gründer und Ideengeber negativ belegt: „Erst im Jahr 2011 betonte Evan Williams die wichtige Rolle des Mitgründers Noah Glass, die Glass während der frühen Produktentwicklungsphase von Twitter zusammen mit Ideengeber Jack Dorsey hatte. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit Noah Glass hatte Evan Williams ihn nach der Firmenausgründung aus Odeo unter der neuen Firma Obvious nicht wieder in das Team aufgenommen“, sickerte an die Fachmedien durch.

IPO

Twitter Inc. braucht (dringend) Geld und peilt eine Kapitalaufnahme von 1,6 Milliarden US-Dollar an. Eine Bewertung an der Börse von 11 Milliarden USD wird angestrebt. Extrem optimistische Einschätzungen sollen sogar bei der Marke von 15 Mrd. USD liegen. Viele Analysten sehen dies anders. Ein solcher Unternehmenswert dürfte bereits wegen der fehlenden Umsatzzahlen deutlich zu hoch angesetzt sein.

„Bitte fasse Dich kurz“, so könnte der Slogan von Twitter Inc. lauten; stellt sich zugleich die Frage, weshalb User die anderen Dienste (z. B. Facebook) nicht nutzen sollten; Facebook bietet multimedial die größere Bandbreite für die Nutzer und ist damit interessanter für die Werbeindustrie. Wie sich Twitter einen unschlagbaren Wettbewerbsvorteil gegenüber der mächtigen Konkurrenz verschaffen will, bleibt unklar.

Die Neuemission soll zwischen 17 und 20 USD (pro Aktie) ausgegeben werden; Mehrzuteilungsoptionen im Volumen von 10,5 Mio. in Form von Dividendenpapieren sind möglich; am 06.11.2013 sollen konkrete Zahlenangaben hierzu folgen.

Fazit: keine Kaufempfehlung möglich!

Die eklatante Schwäche beim IPO Twitter Inc. liegt in den m. E. nach schweren Defiziten im Zahlenmaterial; im Gegensatz zu Facebook Inc. haben die Verantwortlichen die Startup-Phase nie wirklich hinter sich gelassen. Die Twitter-Papiere wirken hoch spekulativ und das Unternehmen entzieht sich einer Bottom-Up Analyse. Für die Werbeindustrie (die Twitter die Einnahmen verschaffen soll) kommt es nicht nur darauf an, wie viele Nutzer eine Plattform hat, sondern auch, mit welcher Verweildauer das digitale Medium die Nutzer bindet, die von den Werbebotschaften (der Kapitalgeber) erreicht und zum konsumieren angehalten werden sollen. Und hier liegt Facebook mit seinen vielfältigen Möglichkeiten klar vorne. Denn Twitter ist eben nur ein Kurz-Nachrichten-Dienst (bewusst konzipiert zum kurzfristigen Verweilen).
Sandro Valecchi, Analyst


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Datum: 01.11.2013 - 15:59 Uhr
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Freigabedatum: 01.11.2013

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