(ots) - +++Der Süden zieht davon +++ Erfolgreiche
Großstädte im Osten haben den Westen überholt +++ In einzelnen
Städten des Westens ballen sich die Probleme +++ Größte langfristige
Aufsteiger sind erfolgreiche ländliche Regionen+++
Der Gegensatz zwischen dem prosperierenden Süden und einem
schwächelnden Norden und Nordosten hat sich weiter verschärft: Zwar
hat sich die ökonomische Perspektive insgesamt verbessert, der Süden
der Republik zieht den restlichen Regionen jedoch wirtschaftlich
immer weiter davon. Das ist ein zentrales Ergebnis des Zukunftsatlas
2013 des Forschungsinstituts Prognos. Exklusiv für das Handelsblatt
bewertet Prognos alle drei Jahre Gegenwart und Perspektiven der 402
deutschen Städte und Landkreise.
Weiter boomender Süden
Die Boom-Regionen in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in
Hessen sind in den vergangenen zehn Jahren stärker geworden, die
schwachen Regionen des Nordens und Westens schwächer. Von den 78
Kreisen, denen Prognos hohe bis beste Zukunftschancen attestiert,
kommen inzwischen 83 Prozent aus Bayern, Baden-Württemberg oder
Hessen. Im Jahr 2004 waren es nur 78 Prozent. Unter den rund 100
schwächsten Kreisen dagegen - hier sind die Zukunftsrisiken am
höchsten - finden sich im Jahr 2013 nur fünf aus den Südländern. "Mit
seiner hohen Dynamik baut der Süden Deutschlands seinen Vorsprung
gegenüber dem Norden, Westen und Osten weiter aus", sagt Christian
Böllhoff, Geschäftsführender Gesellschafter bei Prognos.
Wohlstandsgrenze West-Ost löst sich auf
Die deutsche Wohlstandsgrenze verläuft nicht mehr, wie häufig
angenommen, zwischen West und Ost. Ursache dafür ist vor allem die
auffällige Schwäche des Westens - allen voran des Ruhrgebiets, des
großen Absteigers im Prognos-Ranking. Oberhausen, Gelsenkirchen,
Herne, Recklinghausen, Bottrop - viele alte Kohlestädte gehören
mittlerweile nur noch zum schwächsten Viertel der deutschen
Landkreise, also zu den Regionen mit den größten Zukunftsrisiken.
Auch Dortmund liegt nur noch auf Platz 323. Nur vier andere Regionen
in Deutschland haben seit 2004 mehr Plätze verloren als Dortmund.
Insgesamt fand der Aufschwung der vergangenen Jahre weitestgehend
unter Ausschluss des nördlichen Ruhrgebiets satt: Hier sank die
Arbeitslosigkeit kaum oder stieg sogar. Gleichzeitig nahm der Anteil
der auf Hartz IV angewiesenen Bedarfsgemeinschaften an der Gesamtzahl
der Haushalte weiter zu. Und auch die öffentliche Verschuldung pro
Kopf ist hier so hoch wie fast nirgendwo sonst.
Die Folge: 2004 lebten zwei Millionen der Einwohner
Westdeutschlands in Regionen mit Zukunftsrisiken, 2013 sind es
bereits mehr als 6,7 Millionen. Dies liegt insbesondere am Abrutschen
der einwohnerstarken Städte und Kreise im Ruhrgebiet wie Duisburg,
Dortmund, Mönchengladbach und Unna in die Gruppe mit Zukunftsrisiken.
Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der in ostdeutschen Regionen
mit Zukunftsrisiken lebenden Einwohner leicht von 9,9 auf 9,1
Millionen verringert. Dies entspricht - bedingt durch den
Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland - einem Anteil von 56 Prozent
aller Einwohner im Osten.
Aufstieg Ost wird 25 Jahre nach der Einheit Realität
Während die Neuen Bundesländer auf der Deutschlandkarte insgesamt
eher wie eine triste, blaue Fläche wirken - unter den 30 schwächsten
Landkreisen im Ranking stammen 27 immer noch aus Ostdeutschland -
gesellen sich zu den schon traditionell starken Städten Dresden,
Potsdam und Jena jetzt auch Rostock und Leipzig. Zu den großen
Gewinnern gehört Erfurt. Erfurt hat von allen Kreisen in Deutschland
mit einem Sprung von 191 Plätzen seit 2004 auf jetzt Rang 124 den
größten Satz nach vorne gemacht, und hat dabei die ganze Region mit
nach oben gezogen. "Städte wie Erfurt entfalten eine regelrechte
Sogwirkung", sagt Prognos-Regionalexperte Peter Kaiser.
Erfolgreiche "Provinz" langfristige Aufsteiger
Unter denjenigen Landkreisen, die in den letzten zehn Jahren im
Ranking die größten Sprünge nach vorne gemacht haben, befinden sich
auffällig viele Flächenkreise ohne Großstadt. "Eher ländlich
strukturiert zu sein, bedeutet nicht automatisch, dass man
rückständig, trostlos und ohne Zukunft ist", sagt Peter Kaiser. So
sind unter den 30 Kreisen, die in den letzten zehn Jahren am
deutlichsten hochgeklettert sind, nur drei Großstädte. Alle anderen
Aufsteiger-Regionen sind dagegen eher ländlich geprägt und befinden
sich im erweiterten Speckgürtel einer Großstadt.
Umdenken in der Wirtschafts- und Strukturpolitik ist erforderlich
Laut Prognos Zukunftsatlas 2013 leben heute in Westdeutschland mit
knapp sieben Millionen ungefähr dreimal so viele Menschen in Regionen
mit schlechter Zukunftsprognose als noch vor einem Jahrzehnt. In
Ostdeutschland ist die Gesamtzahl zwar noch höher, doch hier ist sie
zumindest leicht gesunken. "In der Wirtschafts- und Strukturpolitik
muss umgedacht werden", stellt Peter Kaiser fest. Eine Förderung nach
Himmelsrichtungen - wo der Osten viel und der Westen wenig bis nichts
bekomme - dürfe es dann nicht mehr geben.
Zum vierten Mal seit 2004 hat Prognos die wirtschaftliche
Zukunftsfähigkeit aller 402 kreisfreien Städte und Landkreise
Deutschlands untersucht. Grundlage der Studie sind 29 Indikatoren zur
Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft, zur Konjunktur- und
Arbeitsmarktlage, zur demografischen Situation und zur sozialen Lage.
Das Handelsblatt porträtiert in einer Serie vom 8. bis 15.
November täglich eine ausgewählte Region. Im Einzelnen werden
folgende Städte und Regionen vorgestellt: Erfurt (08.11.), Landkreis
Stade (11.11.), Landkreis München (12.11.) Leipzig/Dortmund (13.11.),
Rhön-Grabfeld (14.11.) Landkreis Heilbronn (15.11)
Hinweis an die Redaktionen:
Alle Ergebnisse zum Zukunftsatlas 2013 mit interaktiven
Deutschlandkarten gibt es online unter
Handelsblatt.com/zukunftsatlas2013 und www.prognos.com/zukunftsatlas
Für Interviews zum Abschneiden einzelner Regionen stehen die
Regional-Experten von Prognos zur Verfügung. Ansprechpartnerin ist
Prognos-Pressesprecherin Birte Jessen (Tel.: 030-520059-222,
birte.jessen(at)prognos.com)
Material für einen Nachdruck der Karten und der Ergebnistabellen
können Redaktionen über das Handelsblatt beziehen. Ansprechpartner
ist: Dr. Jens Münchrath (0211-887-1213, j.muenchrath(at)vhb.de)
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Das Handelsblatt ist die größte Wirtschafts- und Finanzzeitung in
deutscher Sprache. Rund 200 Redakteure, Korrespondenten und ständige
Mitarbeiter rund um den Globus sorgen für eine aktuelle, umfassende
und fundierte Berichterstattung. Im Tageszeitungsvergleich zählt die
börsentäglich erscheinende Wirtschafts- und Finanzzeitung bei
Entscheidern der ersten und zweiten Führungsebene zur unverzichtbaren
Lektüre. Laut Leseranalyse Entscheidungsträger in Wirtschaft und
Verwaltung (LAE) 2013 erreicht das Handelsblatt mehr als 270.000
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Prognos - Wir geben Orientierung.
Die Schweizer Prognos AG berät seit 1959 europaweit
Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in
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entwickeln Experten in Basel, Berlin, Bremen, Brüssel, Düsseldorf,
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