(ots) - Hunderte Millionen Hungernde auf der einen Seite
- Abwertung von Lebensmitteln zu billigen Verbrauchsmitteln auf der
anderen Seite: "Ein Skandal, der uns aufrüttelt und auf der
kirchlichen Tagesordnung bleiben muss", so formulierte es
Superintendentin Viola Kennert in ihrer Rede zum Schwerpunktthema der
EKD-Synode "Es ist genug für alle da - Welternährung und nachhaltige
Landwirtschaft", das heute (11. November) im Mittelpunkt der
Synodaltagung in Düsseldorf steht. Kennert ist Vorsitzende des
Vorbereitungsausschusses zum Schwerpunktthema.
Das Kirchenparlament hat sich vorgenommen, mit einer "Kundgebung"
die Debatte zu diesem für die Menschheit existenziellen Thema in den
Kirchen und ihren Gemeinden und in der gesamten Gesellschaft zu
befördern. Zwei Experten aus der Wissenschaft führten den Synodalen
die Tragweite der Problematik vor Augen.
Der Potsdamer Soziologe Alexander Müller aus dem Rat für
Nachhaltige Entwicklung beschrieb die Ernährungssicherheit als
globale Aufgabe. Zwar ging in den letzten Jahren die Zahl der
Hungernden auf der Erde leicht auf 850 Millionen zurück, aber viel zu
langsam. In Afrika sei der Trend sogar gegenläufig - binnen 20 Jahren
stieg die Zahl von 178 Mio. auf 226 Mio. Menschen. Gerade dort werde
die Bevölkerung in diesem Jahrhundert auch am meisten zunehmen.
Als zentrale Frage nannte Müller: "Wie können wir die
Möglichkeiten der Kleinbauern stärken, damit sie die wachsende
Weltbevölkerung ernähren können"? Gerade in Entwicklungsländern
erreichten die Lebensmittel oft die Verbraucher nicht. Investitionen
in Infrastruktur seien dringend nötig. Gerade in Weltregionen, in
denen der Lebensmittelbedarf steigen wird, wachse auch die Gefahr von
Dürren, Stürmen und Überschwemmungskatastrophen. Hauptziele aus Sicht
Müllers sind die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion und
die Eindämmung des Klimawandels.
Der Bonner Agrarökonom Joachim von Braun skizzierte noch
detaillierter die Bedeutung einer nachhaltigen Landwirtschaft für
die Ernährungssicherheit. In Anspielung auf die Überschrift für das
Schwerpunktthema "Es ist genug für alle da", sagte von Braun: "Es ist
nicht genug für alle da, wo es gebraucht wird." Die nachhaltige
Landwirtschaft solle das Einkommen der Kleinbauern steigern, Armut
vermindern, gute Ernährung ermöglichen und Hunger verhindern.
Joachim von Braun gab der Synode auch einige Hinweise für die
weitere Arbeit an der Kundgebung auf den Weg: Die Kirche solle sich
zum Beispiel dafür einsetzen, dass der Zugang zu Dünger, Saatgut oder
Mobiltelefonen verbessert wird. In der Wertschöpfung sollten auch
Milch, Gemüse und Obst eine wichtige Rolle spielen. Als ein
Hauptproblem nannte der Wissenschaftler zu viel und zu billigen
Fleischkonsum. Hier solle die Synode einen Konsumwandel nicht nur
fordern, sondern aktiv fördern.
Die Beratungen zum Schwerpunktthema hatten am Morgen mit einer
gemeinsamen Bibelarbeit von Sonja Skupch, Generalsekretärin der
Evangelischen Kirche am La Plata (Buenos Aires) und dem Berliner
Bischof Markus Dröge begonnen. Nach den Referaten der beiden
Wissenschaftler und der Einbringung durch Superintendentin Kennert
berieten die Synodalen das Thema in zwölf thematischen Foren weiter.
Heute Nachmittag erfolgt eine Plenaraussprache. Mit der
Verabschiedung einer Kundgebung ist gegen Ende der Synodaltagung zu
rechnen.
Düsseldorf, den 11. November 2013
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick
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