(ots) - Der Konflikt in der Ukraine schwelt weiter: Patt
in Kiew
Die Ukraine gilt als gespaltenes Land. Hier die proeuropäischen
Demokraten im Westen, dort die prorussischen Oligarchen und der
autoritäre Präsident Viktor Janukowitsch aus dem Osten. Daran ist
manches richtig. Die Bilder von der massenhaften Mobilisierung beider
Lager in Kiew unterstrich dies am Sonntag. Vieles an der
vereinfachenden Skizze ist jedoch falsch. Wer in die Bevölkerung
schaut, entdeckt auch andere, sehr verschiedene Strömungen. So gibt
es in einigen Metropolen des russischsprachigen Ostens, etwa in der
Universitätsstadt Charkiw, zahllose junge Menschen, die westlichen
Werten gegenüber aufgeschlossen sind. Auf Russland schauen sie mit
Verachtung und Furcht. Im Westen dagegen gibt es antisemitische
Nationalisten, vor allem in der Swoboda-Partei, die sich auf
ukrainische Nazi-Kollaborateure des Zweiten Weltkriegs berufen. Die
Ukraine ist sehr viel komplizierter, als es die aktuellen Bilder
zeigen. Das allerdings ändert nichts daran, dass mit Janukowitsch
kein Staat zu machen ist. Es war deshalb richtig und wichtig, dass
die EU-Kommission die weitere Arbeit am Assoziierungsabkommen
ausgesetzt hat. Soll Janukowitsch am morgigen Dienstag in Moskau
sehen, wie er mit Kremlchef Wladimir Putin zurechtkommt! Es ist
keineswegs ausgemacht, dass Putin ihm jene Milliarden über den Tisch
schiebt, ohne die der Ukraine ein schneller Bankrott droht. Was in
Kiew zurückbleibt, ist ein Patt, mit dem Regierung und Opposition
vermutlich in die Neujahrspause gehen werden. Im Januar beginnt die
Partie von Neuem.
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