(ots) - Es kostet die Bundesregierung Ãœberwindung, der
Düpierung durch Washington mit der gebotenen Souveränität
gegenüberzutreten. Und Düpierung ist es, auf Spionage in Deutschland
auch nach ihrer Entdeckung zu beharren. Souveränes Auftreten wäre
angezeigt. Und sei es allein deshalb, um den Verdacht zu zerstreuen,
es handele sich beim Verhältnis der Bundesregierung zu Washington um
ein ähnlich devotes wie einst zwischen Ostberlin und Moskau. Dass die
im Osten sozialisierte Bundeskanzlerin hier keinen Handlungsbedarf
sieht, ist entweder ein lange verborgener Spätschaden oder Einsicht
in Realitäten, wie sie auch damals galten und jetzt so gern Anlass
für arrogante und hämische Geschichtsurteile sind. Das mag weit
hergeholt scheinen, aber immerhin hat die Neuordnung der Welt nach
dem Zusammenbruch des Realsozialismus erst jene Lage geschaffen, in
der auch für die westliche Allianz Koordinaten sich verschoben und
alte Verabredungen neu zu bewerten waren. Hierzu zählt auch der
Nimbus von Freund und Feind; in die nach dem Zweiten Weltkrieg gesäte
Amerikaverehrung mischen sich doch längst Hinweise auf Konkurrenz und
Unverträglichkeiten. Allianzen formieren sich neu. Freundlich im Ton,
feindlich in der Haltung - so stellt sich Washingtons Hinhaltepolitik
beim Thema Geheimdienstabkommen dar. Doch Berlin ahnt ganz offenbar,
einen politischen Konflikt nicht unbeschadet überstehen zu können.
Und fügt sich. Wie einst Ostberlin.
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