(ots) - Also auch Gerhard Schröder. Seit wir wissen, dass
der US-Geheimdienst NSA die deutsche Bundeskanzlerin abgehört habe,
ist das keine wirkliche Ãœberraschung mehr. Anders als bei Angela
Merkel galt das Verhältnis ihres Vorgängers zu den USA auch ohne
Abhöraffäre als nicht unproblematisch; sein früh eingeschlagener
Anti-Kriegs-Kurs im Irak-Konflikt belastete das deutsch-amerikanische
Verhältnis nachhaltig. Schröder und US-Präsident George W. Bush wurde
eine ausgeprägte Männerfeindschaft nachgesagt. Das Interesse an dem,
was die damalige Bundesregierung dachte und plante, ist somit
zumindest nachvollziehbar. Akzeptabel ist die Abhörpraxis damit indes
keinesfalls. Dass seit (mindestens!) 2002 die deutschen Kanzler und
vermutlich wohl auch alle weiteren wichtigen Regierungsmitglieder von
den USA abgehört wurden, zeigt vor allem eines: das tiefe Misstrauen
der Amerikaner gegenüber dem Bündnispartner Deutschland. Wer wissen
will, was ein Freund denkt, der könnte ihn einfach fragen. Es hätte
ja nicht gleich Bush im Kanzleramt anrufen müssen - aber den Weg über
die Botschaft etwa hätte man ja gehen können. Die Amerikaner haben
sich anders entschieden. Offenbar, weil die deutsche Politik - nicht
nur unter Schröder, sondern auch unter Merkel (!) - in Washington als
nicht vertrauenswürdig galt. Daran haben alle Solidaritätsbekundungen
- in Worten wie Taten (Kosovo, Afghanistan) - nichts geändert. Die
deutsche Politik wird den amerikanischen Freunden nun ihrerseits kaum
mehr unvoreingenommen begegnen können. Zumal die USA keinerlei
Anstalten machen, die umfassende Ãœberwachung in Deutschland
einzustellen. Ausgenommen davon ist nur die Kanzlerin. Aber darf sich
Merkel auf diese Zusage verlassen?
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