(ots) - Der Berliner Arbeitsmarktexperte Michael Fichter
hat scharfe Kritik am Agieren deutscher Konzerne an den Standorten in
den USA geübt. "Es sieht fast so aus, als ob sie alle froh sind, den
Gewerkschaften und der Mitbestimmung in Deutschland entkommen zu
sein", sagte Fichter der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues
deutschland" (Montagausgabe) mit Blick auf Konzerne wie VW, Daimler,
BMW, Siemens oder die Telekom. "Sie verschanzen sich hinter dem
Argument, in den USA ist alles anders. Aber sie haben eben die
Arbeiter nicht gefragt." Fichter, der an der Freien Universität
Berlin das Forschungsprojekt »Globalisierung der Arbeitsbeziehungen«
betreut, befürchtet, dass das Vorgehen der Konzerne Rückwirkungen auf
deren europäische Standorte haben könnte. "Wenn die europäischen
Unternehmen Erfolg mit dem Niedriglohnmodell in den USA haben, werden
sie ermutigt werden, Konzessionen von den Gewerkschaften in Europa zu
verlangen", erklärte der Forscher. Insbesondere die laufenden
Verhandlungen über ein transatlantisches Freihandels- und
Investitionsabkommen (TTIP) könnten die Arbeitsstandards in Europa
unterminieren. Vor allem internationale Autokonzerne haben in den
nahezu gewerkschaftsfreien US-Südstaaten Fabriken errichtet. Von
kommendem Mittwoch bis Freitag stimmen die Arbeiter im VW-Werk in
Chattanooga (US-Bundesstaat Tennessee) darüber ab, ob sie künftig von
der Automobilarbeitergewerkschaft UAW vertreten werden wollen. Laut
Fichter hat die Gewerkschaft gute Chancen, die Abstimmung für sich zu
entscheiden. UAW-Präsident Bob King hatte für diesen Fall
angekündigt, bei VW den ersten Betriebsrat nach deutschem Vorbild in
den USA etablieren zu wollen.
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