(ots) - Die Vereinbarung, die Frank-Walter Steinmeier und
zwei Außenminister-Kollegen zwischen der Janukowitsch-Regierung und
der ukrainischen Opposition vermittelt hatten, ist nicht mehr als ein
Wisch. Von deutschen Medien zum großen Coup hochgejubelt,
interessierte der Fahrplan für einen halbwegs geordneten
Machtübergang den radikalen Kern der Protestierenden auf dem Maidan
keine halbe Stunde. Vor allem Rechtsextremisten pulverisierten die
diplomatischen Bemühungen mit aggressiven Drohungen. Stört das
Steinmeier und Co. irgendwie? Man hört wenig davon, ebenso wenig wie
Protest gegen das Schaulaufen und den Aufstieg von Nationalisten in
höchste Ämter. Denn nun triumphiert ja Julia Timoschenko, der
Liebling des Westens. Der Bilderbuchschurke ist weggeputscht - es
handelt sich um Verteilungskämpfe zwischen Machtklüngeln, die mit den
Sorgen der einfachen Menschen wenig zu tun haben. Ging es ihnen in
der ersten Ära Timoschenko besser? Nicht dass man wüsste. An der
wirtschaftlichen Misere der Ukraine haben alle Regierungen seit 1990
ihre Aktie, alle waren sie vor allem gut in Sachen Filz und
Korruption. Und jetzt soll die EU der Retter in der Not sein? Nach
ein paar Streicheleinheiten wird der brutale Druck der Spardiktate
folgen, das Wort Troika wird auch in der Ukraine neu buchstabiert.
Wer sich dagegen auflehnt, wird aber nicht mehr als Revolutionär
beklatscht, sondern als Chaot beschimpft. Und die Großmächte werden
weiter kräftig mitmischen. Bestenfalls unter der Maske besorgter
Konfliktmanager.
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