(ots) - Niemand konnte ernstlich glauben, das Referendum
über die Hinwendung der Krim zu Russland sei noch zu verhindern.
Moskau rettet in blanker Krisenlogik eben noch schnell das, was es
glaubt, retten zu müssen. In Sicherheit gebracht werden nicht nur
Landsleute, sondern Kampftechnik, Stützpunkte und ein
geostrategischer Vorteil. Mitgespielt haben dürfte im Kreml auch das
Wissen darum, dass sich eine solche Gelegenheit zur Rückholung
gewesenen Eigentums kaum jemals wieder bieten werde. Denn plötzlich
wurden Argumente des Kreml in der Krise um die Ukraine nicht nur
gehört. Sie wurden ernst genommen. Ausgerechnet das Weiße Haus
forderte am Vorabend der Abstimmung, die internationale Gemeinschaft
solle anerkennen, dass Russland »legitime Interessen« und eine
Marinebasis in der Ukraine habe. Es wurde sogar festgestellt, dass
beide Länder tiefe kulturelle und historische Bindungen hätten, in
der Ukraine viele ethnische Russen leben. Eine »robuste«
Ãœberwachungsmission zur Sicherung sowohl ukrainischer als auch
russischer Interessen kam ins Spiel. So wäre wohl alles verhandelbar
gewesen. Doch im Gezerre um die Ukraine war Moskau dem Westen in
aller Arroganz und Ignoranz zu lange nicht das Gespräche über die
Zukunft seines Nachbarn wert. In der Eskalation nahmen die Dinge
zerstörerischen Lauf. Die Krim erweist sich als sehr hoher Preis
einer noch nicht völlig zu späten Erkenntnis: Eine Lösung für die
Zukunft Europas gibt es nur mit Russland.
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