(ots) - 2013 fielen 90 000 Benutzer des
Kurzmitteilungsdienstes Twitter aus den Wolken: Ein britischer
Internetexperte machte öffentlich, dass ein von ihnen abonnierter
mexikanischer Kurzkommentator in Wirklichkeit nicht existierte,
sondern von ihm selbst simuliert worden war. Das zeige, dass
Twitter-Prominenz nichts über die Wahrhaftigkeit von Inhalten sage.
Wie das Internet überhaupt ist auch das kommerzielle Unternehmen
Twitter nicht Technik gewordene Demokratie. Längst kümmern sich
Heerscharen von »Social-Media-Experten« darum, auch auf dieser
Plattform bezahlte und Tendenzinhalte durch den persönlich wirkenden
Verbreitungsmodus des Dienstes mit jenem Hauch des »Echten« zu
versehen, der in medialisierten Gesellschaften unbezahlbar ist. Dass
der türkische Premier, über den auf Twitter peinliche, teils
strafrechtsrelevante Enthüllungen verbreitet worden waren, nun
offenbar den Dienst hat blockieren lassen, ist dennoch nicht nur eine
Attacke auf die Meinungsfreiheit - sondern vor allem fast unglaublich
plump. Und wohl ein Bumerang, denn außer- wie innerhalb des Internets
verleiht nichts einer Nachricht so viel Glaubwürdigkeit wie deren
Unterdrückung. Der Vorgang zeigt Erdogans Nervosität vor den
anstehenden Kommunalwahlen. Doch helfen wird ihm dieses
medienpolitische Husarenstück auf keinen Fall. Schon deshalb, weil
solche Sperren allemal umgangen werden können.
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