(ots) - Brasiliens Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva
befürchtet, dass es während der Fußball-WM in Brasilien zu
Demonstrationen kommt und findet das gar nicht so schlimm. "Brasilien
ist ein demokratisches Land, die Menschen haben das Recht zu
demonstrieren. Demokratie ist kein Pakt des Schweigens", sagt Lula in
einem Gespräch mit dem Hamburger Magazin stern. "Die Gesellschaft ist
in Bewegung, kämpft um neue Ziele." Trotzdem verspricht Lula "die
beste WM aller Zeiten."
In einem der sehr seltenen Interviews nach seiner Krebsoperation
zieht der laut Barack Obama "beliebteste Politiker der Welt"
selbstkritisch Bilanz seiner achtjährigen Amtszeit zwischen 2003 und
2010. "Heute weiß ich, dass ich noch mehr hätte tun können", sagt der
68-Jährige, der eine Kandidatur für die kommende Präsidentschaftswahl
im Oktober ausschließt: "Jeder, der sich für unersetzlich hält, wird
früher oder später zum Diktator."
Der ehemalige Schuhputzer, der vom Gewerkschaftsführer ins
Präsidentenamt aufgestiegen war, spricht offen über seine Kindheit in
Armut. Sie habe sein Verständnis für Ökonomie geprägt und seinen Stil
zu regieren. "Meine Erfahrung mit dem Regierungsgeschäft ist die
Erfahrung einer Mutter. Die kann zehn Kinder haben. Sie wird alle
gleich lieben. Aber wenn eines schwächer ist, wird sie ihm mehr
Zärtlichkeit zuteilen." Entsprechend habe er als Präsident mehr auf
die Armen geschaut. "Die brauchen den Staat." Die WM-Spiele wird der
Ex-Präsident mit seinen eigenen Kindern am Fernseher verfolgen. Er
hoffe, dass "viele Touristen ins Land kommen, viel Geld ausgeben,
viel Bier trinken, sich nicht streiten." Und dass sie es ertragen zu
sehen, wie Brasilien Weltmeister wird.
Diese Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe stern zur
Veröffentlichung frei.
Pressekontakt:
stern-Redakteur Thomas Schumann, Telefon 040 - 3703 3556.