(ots) - Der Wahltag in Afghanistan wird ein wichtiger
politischer Indikator sein. Darin sind sich fast alle Beobachter
einig. Die Ãœbereinstimmung endet, wenn man nach den Kriterien fragt.
Die westlichen Paten dieser Wahl flüchten sich bei der Beantwortung
in wolkige Nichtigkeiten. Ja, selbstverständlich wünscht man einen
Wahlgang frei von sichtbarer wie unsichtbarer Pression, so wie in
jedem anderen Land bei jeder anderen Wahl auch. Für Afghanistan
reicht das nicht - wenn man nicht wenigstens dazu sagt, wie viele
Menschen vermutlich an der Wahlteilnahme gehindert wurden. Dasselbe
gilt für potenzielle Kandidaten, nicht zuletzt Kandidatinnen. Die
Bilanz dürfte für letztere schlechter als bei der vergangenen Wahl
2009 ausfallen. Das weiß man hierzulande ebenso gut wie in Washington
- und beschweigt es. Denn man müsste sonst sagen, warum man dazu
nicht unwesentlich beigetragen hat: Indem man etwa die siegreichen
Banditenchefs nicht nur zu regionalen Verbündeten beförderte, sondern
sie ohne Not und, ohne auch nur sanften Druck auf sie auszuüben, am
Endpunkt der reichlich fließenden Hilfsgelder Platz nehmen ließ. Das
wird wohl auch nach dieser Wahl so bleiben. Schließlich die Taliban.
Nach unsteter Ein- und Wiederausladungspolitik zu Verhandlungen durch
den Westen sind sie nun, da auch nicht über Umwege auf dem
Kandidatenzettel, wieder die Oberbösen. Die Fortdauer des
Grundkonflikts im Lande ist damit, unabhängig vom Wahlergebnis,
programmiert.
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