(ots) - Der Ukraine-Konflikt droht, zu einem heißen Krieg
zu werden - und es werden nachher alle behaupten, nicht Schuld daran
gewesen zu sein. Wer war es dann? Die Frage, wessen Handeln eine
Eskalation in Gang setzte, deren Endpunkt man sich nicht vorzustellen
wagt, ist Kern der Debatte über die gefährlichste Krise seit langem.
War es die EU, die einen illegitimen Machtwechsel in Kiew befeuerte?
War es Russland, das erst die ganze Ukraine in seinem Machtbereich
halten wollte, dann wenigstens die Krim? War es die NATO, die sich
nach Osten ausdehnte und so Russland bedrohte? Waren es die
Interessen von Oligarchen - und ihrer ebenfalls an Profiten
interessierten Abnehmer im Westen? Aus der Sicht der Akteure, die
alle vorgeben, im Namen von Mehrheiten zu handeln, sind es »äußere
Zwänge«, die angeblich nötig machen, was je getan wird. Und so werden
durch »Reaktion« immer neue Geister gerufen: Moskau befeuerte
Unabhängigkeitsstreben in der Ukraine und historisch geprägte Sorge
in Osteuropa; Osteuropa befeuerte Militärgebärden der NATO, die NATO
so wiederum russische Sorgen. Die EU befeuerte Angst vor
faschistischen Kräften. Und so fort. Kriege, so heißt es, werden
nicht immer begonnen, manchmal brechen sie aus. Anders: Es brauche
nicht unbedingt den Willen zum letzten Schritt, sondern mitunter
reicht die fatale Bereitschaft, sich den angeblich immer nur von
anderen gesetzten Zwängen zu beugen - und mitzulaufen. Die Geister,
die in diesem Ukraine-Konflikt alle schon gerufen wurden - wer wird
sie noch los?
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