(ots) - Die katholische Kirche hat an Ostern die
Auferstehung Christi gefeiert. Papst Franziskus musste sich dieser
Tage aber auch über die Wiederkehr alter Laster ärgern. Der ehemalige
Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, der zweite Mann im Vatikan
unter Benedikt XVI. und Protagonist verschiedener Kirchenskandale
jüngerer Zeit, will demnächst sein 700-Quadratmeter-Loft im Vatikan
beziehen, musste der Papst entsetzt erfahren. Franziskus lebt
bekanntlich auf 40 Quadratmetern im spartanischen vatikanischen
Gästehaus Santa Marta, direkt gegenüber dem neuen Luxusdomizil von
Bertone. Der Papst hält Attitüden wie die des ehemaligen
Kardinalstaatssekretärs für das Ende der von ihm seit mehr als einem
Jahr geleiteten Institution. Wer Nächstenliebe predigt, kann nicht
wie ein Renaissancefürst leben. Männer wie Bertone oder der
geschasste Limburger Bischof Tebartz-van Elst, der Millionen für den
neuen Bischofssitz in seiner Diözese verpulverte, schaden der Kirche.
Denn sie muss an die Grenzen der menschlichen Existenz gehen, sich um
die Schwächsten der Gesellschaft kümmern, so fordert es Franziskus.
Vor Ostern ließ er Geld an mehr als Hundert Obdachlose in Rom
verteilen. Man mag einwenden, es handelte sich dabei um symbolische
Unterstützung angesichts des Leids überall in der Welt. Doch diese
Gesten untermauern die Worte des Papstes, der mit traumwandlerischer
Sicherheit die Prinzipien der Medienwelt beherrscht. Ist Franziskus
deshalb oberflächlich, wie ihm vor allem seine Gegner im Vatikan
vorwerfen? Macht der Papst mit seinem Vorsatz ernst, etwa auch die
Vatikanbank von einem Geldwäsche-Institut zu einer wahrhaft
karitativen Organisation umzuwandeln, kann er seine Kritiker Lügen
strafen. Die Botschaft des Papstes, die an den Kern christlicher
Ideale rührt, ist auch für Kirchenkritiker akzeptabel, die mit dem
moralischen Zeigefinger aus Rom schon lange nichts mehr anfangen
können. Franziskus legt den von zahlreichen Affären verdeckten Sinn
christlicher Existenz wieder frei, auch wenn er sich in wichtigen
Fragen wie Abtreibung oder Homo-Ehe nicht von den Hardlinern im
Vatikan unterscheidet. Er hat jedoch erkannt, dass die Kirche mit der
Betonung von Verboten nicht weiterkommt. Nur wenn die Kirche ihre
Identität als Verteidigerin der Schwächsten wieder stärkt, kann sie
erwarten, auch gesellschaftlich wieder mehr Einfluss zu bekommen.
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