(ots) - Das Working Capital-/Umsatzverhältnis
ist in den letzten drei Jahren in deutschen Unternehmen unverändert
geblieben. Die absolute Kapitalbindung im Working Capital- der
Ãœberschuss der kurzfristig liquidierbaren Aktiva eines Unternehmens
über die kurzfristigen Passiva - hat sich jedoch in Folge des
Umsatzanstiegs erhöht. Die Deloitte-Studie "Working Capital" zeigt,
dass Unternehmen ihre Potenziale bei Weitem nicht ausgeschöpft haben
- insbesondere hinsichtlich der Steuerungswirkung des Working Capital
Management, das von der Planung über die qualitative Betrachtung bis
hin zur Risikosteuerung reicht. Die deutlichste Verbesserung in den
letzten drei Jahren konnten Unternehmen aus den Branchen Automotive-,
Elektrotechnik- sowie Maschinen- und Anlagenbau verzeichnen.
"Die Studie analysiert die Working-Capital-Entwicklung deutscher
Unternehmen der vergangenen drei Jahre. Working Capital Management
wird heute nicht mehr als ausschließliche Reduzierung des
Netto-Umlaufvermögens verstanden. Stattdessen liegt der Fokus stärker
auf dem Steuerungsaspekt. Es fällt auf, dass Branchen mit starker
Working-Capital-Bindung die Optimierung mit einer höheren Priorität -
und auch erfolgreicher - verfolgen", kommentiert Carsten Lehberg,
Partner Corporate Finance bei Deloitte.
Absolute Kapitalbindung gestiegen
Das Working Capital spielt bei den analysierten 230
umsatzstärksten deutschen Unternehmen eine wichtige Rolle. Infolge
des Umsatzwachstums ist die absolute Kapitalbindung im Umlaufvermögen
weiter angestiegen - sie erhöhte sich 2012 gegenüber dem Vorjahr um
18 Prozent auf insgesamt 236 Milliarden Euro.
Transport & Logistik mit geringster Kapitalbindung im Working
Capital
Bei der Bindung des Nettoumlaufvermögens zeigen sich
branchenspezifisch deutliche Unterschiede: Den geringsten Bedarf an
Working-Capital-Finanzierung weist Transport und Logistik aus, den
höchsten Finanzierungsbedarf weisen Elektrotechnik sowie Maschinen-
und Anlagenbau mit ihren kapitalintensiven Produktionsprozessen und
einer Vorratsreichweite von durchschnittlich 60 Tagen aus. Jedoch
existieren innerhalb der Branchen große Unterschiede bei der
Cash-to-Cash-(C2C-) Kennzahl. Das legt den Schluss nahe, dass,
unabhängig von unternehmensspezifischen Unterschieden, hier
grundsätzlich Verbesserungspotenziale vorhanden sind. Insgesamt zeigt
sich, dass größere Firmen eine deutlich geringere Kapitalbindung
aufweisen, insbesondere bei den Posten der Aktivseite.
C2C-Zyklus seit 2010 kaum verändert
Der C2C-Zyklus, also die Netto-Umlaufvermögensbindung in Tagen,
hat sich zwischen 2010 und 2012 unternehmens- und
branchenübergreifend kaum verändert. Die Reichweite der Forderungen
(DSO - Days Sales Outstanding) jedoch hat sich um drei Tage auf 46
Tage verkürzt - ebenso die Dauer der durchschnittlichen
Lieferantenfinanzierung von 35 auf 32 Tage. In Zusammenhang mit den
gestiegenen Umsätzen erhöhte sich jedoch das absolut gebundene
Netto-Umlaufvermögen deutlich um 18 Prozent.
Höhere Nettoumlaufvermögensbindung - größere
Optimierungsanstrengungen
Gerade Branchen mit der höchsten Nettoumlaufvermögensbindung
weisen die deutlichsten Verbesserungen auf - wie Automotive,
Elektronik sowie Maschinen- und Anlagenbau. Dagegen zeigen Handel,
Dienstleistungen und Reisebranche eine erhöhte Kapitalbindung im
Umlaufvermögen. Im Verhältnis zur Bilanzsumme beträgt der Anteil des
Nettoumlaufvermögens durchschnittlich 19 Prozent. Damit stellt das
Working Capital für alle Unternehmen einen relevanten Treiber für
Verbesserungen dar.
Profitabilität - kein unmittelbarer Treiber
Laut Studie ist zwar kein direkter Zusammenhang zwischen
Profitabilität und Working Capital zu konstatieren, jedoch weisen
Unternehmen mit geringerer Rentabilität unter anderem aufgrund einer
erhöhten Nutzung von Instrumenten der Forderungsfinanzierung deutlich
niedrigere DSOs auf. Unternehmen mit höherer Rentabilität hingegen
verfügen ihrerseits über höhere Verbindlichkeitsreichweiten.
Wird der Zusammenhang von Verschuldung und Working Capital
Management betrachtet, ist zu erkennen, dass die
Netto-Umlaufvermögensbindung bei höher verschuldeten Unternehmen
niedriger ausfällt, da hier die Bedeutung des Working Capital
Management zur Erhöhung der Liquidität und zur Reduzierung der
Verschuldung steigt.
"Die klassischen funktionsbezogenen Optimierungen beim Working
Capital Management sind bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Auch
Unternehmen, die bereits intensiv an der Verbesserung des Working
Capital gearbeitet haben, stehen weitere Potenziale durch den Einsatz
funktions- und unternehmensübergreifender Lösungen offen -
wertschöpfungsübergreifende Optimierung/wertorientierte Steuerung des
Working Capital oder der Einsatz innovativer Finanzierungsinstrumente
zusammen mit Kunden und Lieferanten", resümiert Carsten Lehberg.
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