(ots) - Beifall hat Erdogan nicht bekommen aus Armenien, im
Gegenteil. Das Fehlen der Vokabel »Völkermord« in der Erklärung des
türkischen Premiers zum 99. Jahrestag des Beginns der armenischen
Katastrophe wird bei Armeniens Staatsführung geradezu als
Rechtfertigung der Verbrechen gegeißelt. Das ist dort Staatspolitik,
seit es die Republik nach dem Ende der Sowjetunion gibt. Nicht allein
das armenisch-türkische Verhältnis gründet seitdem auf
Feindseligkeit. Auch Partnerstaaten sind davon betroffen. Dort, wo
dank Lobbyarbeit der noch immer stark politisierten armenischen
Diaspora die von Ankara gemiedene Vokabel in heimische Gesetze und
Verfügungen Einlass fand, gab es mindestens diplomatischen Ärger mit
der Türkei, manchmal sogar wilde Boykottverfügungen. Dies ereilte
brandenburgische Schulbehörden ebenso wie französische
Feinkosthändler. Die Leidtragenden waren stets die Falschen, und auch
die Aufarbeitung des Unrechts kam damit keinen Millimeter voran. Wenn
also Erdogan als erster türkischer Premier etwas äußert, was nach
Bedauern klingt, wäre eine weniger schroffe Reaktion aus Jerewan mit
Sicherheit für keine der beteiligte Seiten zum Nachteil ausgefallen.
Das vom politischen Tagesgeschäft unbeeinflusste armenische
Patriarchat hat wohl aus genau diesem Grund Erdogans Erklärung
begrüßt. Die EU sollte dies auch tun. Es wäre mal ein Beitrag zur
Entspannung in der Region.
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