(ots) - Manche halten Silvio Berlusconi ja immer noch für
eine appeninische Version des berühmten Münchner Stenz - ein etwas
schräger, vielleicht auch windiger Gesell; aber mit Schlag bei
Frauen. Dass der rechte Korruptions-König aber keine Witzfigur,
sondern immer noch eine Bedrohung für die Demokratie in Italien ist,
stellte der vorbestrafte Medien-Mogul am Wochenende wieder mal
eindrucksvoll unter Beweis. Deutschland habe seine grausame
Geschichte nie wirklich anerkannt, geiferte Berlusconi auf einer
Wahlkampfveranstaltung und forderte flugs "mehr Italien, weniger
Deutschland" in Europa. Ausgerechnet Berlusconi, der ob seiner Nähe
zu Mafia, Rechtsradikalen und Kriminellen jeglicher Art Berüchtigte,
spielt den moralischen Saubermann und schwingt die Nazikeule gegen
Deutschlands EU-Politik. Was so flammend daher kommt, ist bei dem
77-Jährigen jedoch kühles Kalkül. Der Mann, dessen Medien-Imperium
Italiens öffentliche Meinung prägt, streut seine Gift-Propaganda wie
ein Mussolini des Digitalzeitalters. Um vom desolaten Zustand seiner
Partei Forza Italia abzulenken - und um sich zum x-ten Male
machtpolitisch wieder in Stellung zu bringen. Es bleibt zu hoffen,
dass es dem politischen Hütchenspieler nicht nochmal gelingen möge.
Vorsicht ist aber weiterhin geboten beim Duce 2.0.
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